Von der Schiffbauhalle zur vielseitigen Immobilie für (Klein)gewerbe
Das letzte Gebäude des «Mikrokosmos Lagerplatz» soll Ende 2025 bezugsbereit sein.
Bis dann wird der letzte Rest des Sulzer-Metallstaubs weggefegt. Der Geist der Industrialisierung aber bleibt wohl noch lange in den alten Wänden sitzen.
Zugfahrenden Richtung Zürich ist bestimmt schon die Wintergartenfassade, welche sich zu den Gleisen hin präsentiert, aufgefallen. Sie gehört zu «181.1», einem von drei Teilen der alten Schiffbauhalle «181», und wurde bereits vor elf Jahren saniert und aufgestockt. Den mittigen Gebäudeteil, «181.2», macht die grosse Halle aus. Die Sulzer AG, welche von 1873 bis 1997 auf dem Lagerplatz zuhause war, nutzte sie anfänglich für die Herstellung von Schiffen, Schiffsbauteilen und verschiedenen Motoren. Später diente sie der Produktion von Pumpen, Turbinen und anderen Maschinen.
Die Halle bleibt bis auf die Dachsanierung im ursprünglichen Zustand und wird auch künftig als Lagerfläche genutzt. Zudem beherbergt sie weiterhin das Dampfzentrum mit seiner Sammlung historischer Dampfmaschinen, welche nach dem Umbau noch erweitert wird.
«181.3», der dritte Teil, wurde um vier Geschosse aufgestockt. Die Aussicht ist toll – nicht nur vom Dach. Die noch staubigen und mit Leitern verstellten Räumlichkeiten machen Lust, einzuziehen. Mir gefallen die erneuerten Dreiecks-Oblichter, welche sich über das Dach verteilen und den obersten Räumen besonderen Industriecharme und viel Licht bescheren. Die Einheiten im 2. OG mit historischer Hallendecke im Originalzustand, sichtbarem Stahl-Fachwerk und Holzschalung eignen sich laut Allmendinger besonders für die Büronutzung.
Im Erdgeschoss entstehen zur Gasse hin geöffnete Gewerberäumlichkeiten mit eigenen Eingängen. Alle verfügen über einen direkten Zugang zu einer Lagerfläche, welche bei Bedarf dazu gemietet werden kann. Sie sind für produzierendes und kreatives Gewerbe mit oder ohne Laufkundschaft gedacht. Die vorherigen Mietenden sind bereits Ende 2023 in Provisorien umgezogen.
Besonders gefragt waren die Wohnateliers, welche in der Aufstockung entstehen und sich auf vier Geschosse verteilen. Alle 22 sind bereits vergeben. Es soll hier Arbeit und Wohnen vereint werden, die Ateliers dienen als Haupt- oder Zweitwohnsitz. Allmendinger betont, dass hier der Schwerpunkt auf dem Gewerbe und nicht auf dem Wohnen liegt. Mietende mit hohen Wohnansprüchen wie ausgesprochen viel Ruhe und Privatsphäre seien hier fehl am Platz. Partygäste sollen zum Beispiel im «Krafti» feiern können wie bisher.
Im EG und unter dem Dach gibt es übrigens noch verfügbare Flächen.
Mich hat interessiert, auf welche Art von Gewerbe wir uns freuen können. «Insbesondere in den EG-Flächen möchten wir keine reinen Büronutzungen. Diese sollen dem Handwerk oder Nutzungen mit Öffentlichkeitscharakter zur Verfügung stehen», so Allmendinger. Da die Verwaltung mit vielen Interessierten noch in den letzten Abklärungen sei, könne er jedoch noch nicht zu viel verraten. Dass eine Bäckerei im Gespräch sei, hat er mir bestätigt. Allerdings müssen noch diverse Auflagen geklärt werden. Was schon klar ist: Auch die Nutzung der Wohnateliers in den oberen Geschossen wird neu viele Besuchende des Areals in den hinteren Bereich locken. Bereits Verträge unterschrieben haben unter anderem Therapieangebote, eine Schneiderei und ein Fotostudio. Auch gibt es Planungsbüros, diverse Kunstateliers und einen Kosmetik- und Haarsalon.
Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.