«Ur-Sprung» - Wie aus einer Kirche eine Pop-Up Galerie wurde

Meine Schritte hallen durch den Raum, auf dessen Balkon eine imposante Orgel steht. Doch statt Reihen von Holzbänken, die zur Kanzel ausgerichtet sind, überblickt sie Stellwände, Gemälde und Steinhauereien. Denn in der seit über zehn Jahren leerstehenden reformierten Kirche Rosenberg befindet sich noch bis Ende Woche die Pop-up Kunstausstellung «Ur-Sprung».

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Die Vernissage zog etwa 300 Leute in die Kirche Rosenberg (Bild: Kunstort Winterthur)

«Ich wohne im seit einigen Jahren im Quartier und fand es immer schade, dass diese Kirche ungenutzt ist», sagt Mirella Osmieri. Sie ist Projektleiterin der Ausstellung, die vom Verein «Kunstort Winterthur» ins Leben gerufen wurde. Ausgestellt werden ausschliesslich Kunstwerke von Vereinsmitgliedern. «Wir haben mit 15 bis 20 Künstler:innen gerechnet», sagt Therese Menzi, Präsidentin des Vereins. Ihre Erwartungen wurden allerdings weit übertroffen, insgesamt 40 Künstler:innen haben sich an der Ausstellung beteiligt. Und auch die Vernissage am vergangenen Freitag sei mit knapp 300 Leuten ein Erfolg gewesen.

«Mit dem Bindestrich im Namen wollten wir Raum für Interpretation lassen»

Theres Menzi, Präsidentin Verein Kunstort Winterthur

Möglich wurde dieser Erfolg unter anderem dank der Migros Kulturförderung «Support Culture». Über 6000 Bons habe der Verein gesammelt und so das nötige Geld zusammenbekommen. Im Januar wurde beschlossen, dass die Ausstellung den Namen «Ur-Sprung» tragen werde. «Mit dem Bindestrich im Namen wollten wir Raum für Interpretation lassen», sagt Therese. Es solle niemand eingeengt werden. Denn die Mitglieder des Vereins, der erst drei Jahre besteht, seien in ihrer Kunst sehr vielfältig. «Es ist toll, dass wir diese Vielfalt zeigen können», sagt Mirella.

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Auch Eric Schatzmann ist der Ausstellung «Ur-Sprung» dabei. (Bild: Sebastian Galli)

Doch wie kommt es, dass in der Kirche Rosenberg die Andacht der künstlerischen Vielfalt statt der Predigt gilt? Veltheim hat als einzige Winterthurer Kirchgemeinde zwei Kirchen. Doch aufgrund schwindender Mitgliederzahlen wurde im Laufe der Jahre klar, dass die alte Kirche im Dorfzentrum ausreicht. Deshalb wird die Kirche am Rosenberg seit 2012 nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Geplant war eine Umnutzung als Kulturraum. Der nötige Kredit von knapp 450’000 Franken wurde allerdings an der Urne abgelehnt. Daraufhin stand die Kirche leer und wurde nur vereinzelt als Asylunterkunft und Coronatestzentrum zwischen genutzt.

«Die einzige Bedingung ist, dass man sich an unsere Grundwerte hält»

Anna-Barbara Schlüer, Präsidentin Reformierte Kirchpflege Veltheim

«Damals gelang es nicht, die anderen Kirchgemeinden der Stadt vom Projekt zu überzeugen», sagt Anna-Barbara Schlüer, Präsidentin der reformierten Kirchenpflege Veltheim. Doch heute sei die Ausgangslage anders. Statt einem umfassenden Projekt werde ein multimodaler Ansatz verfolgt. Ob Probenwochenende eines Chors, Saalvermietung für eine Fachprüfung oder eine Ausstellung des Modelleisenbahnclubs: «Es ist uns ein Anliegen, dass die Kirche nicht einfach leersteht», sagt Anna-Barbara. Der Raum soll ein Labor sein, in dem ausprobiert werden kann. Er werde niederschwellig zur Verfügung gestellt. «Die einzige Bedingung ist, dass man sich an unsere Grundwerte hält», sagt Anna-Barbara. Also keine gewinnorientierten Veranstaltungen oder Gruppierungen mit rassistischer oder diffamierender Prägung.

Diese Phase der Zwischennutzung wird noch einige Jahre andauern. Es sei aber eine Langzeitnutzung geplant. Die reformierte Kirche Veltheim arbeite diesbezüglich gerade an einer Machbarkeitsstudie. Ende Juni werde es einen öffentlichen Workshop geben.

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Will man Seba treffen, so geht man am besten in den Widder, dort ist die Chance gross, ihn hinter dem Tresen zu finden.

Seba studiert in Winti Journalismus, lebt seine Leidenschaft für Sport mit flinken Fingern beim Tickern für 20 Minuten aus und kennt in Winti allerhand spannende Figuren. Seba ist ein Urwinterthurer, in Veltheim aufgewachsen und jetzt in Seen, nur eines hat er nicht geschafft für den Winti-Ritterschlag: Geboren ist er im Triemli in Zürich.

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