Gruss aus den nassen Pfingstlagern

Das Wetter meinte es nicht gut an Pfingsten. Doch nur deswegen liessen sich die Pfadi- Cevi- und Jubla-Kinder die Stimmung nicht vermiesen. Besuch in den Pfilas.

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Gute Stimmung am «Jublasurium», dem nationalen Pfingstlager von Jungwacht-Blauring in Wettingen. (Bild: Blauring Winti)

In der Schweiz gibt es drei grosse Jugendverbände: Pfadibewegung, Cevi und Jungwacht-Blauring. Sie alle bieten ein naturnahes Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche und sind auch in Winterthur vertreten. Die Lager und Samstagnachmittagsprogramme werden von ehrenamtlichen jungen Erwachsenen organisiert, die dafür einen grossen Teil ihrer Freizeit einsetzten. Unglaubliche 64’780 Stunden Freiwilligenarbeit haben Jubla-Leitende investiert, um ihr diesjähriges nationales Pfingstlager «Jublasurium» auf die Beine zu stellen. 10'000 Kinder und Jugendliche aus der ganzen Schweiz übernachteten über Pfingsten im grössten Zeltlager des Jahres in Wettingen im Aargau. Aus Winterthur waren die Gruppen Blauring Winti und Jubla Oberi dabei. Madua (12), die mit dem Blauring Winti in Wettingen war, hat mir erzählt, was in diesem grossen Lager anders ist: «Es gibt viele Leute, die man kennenlernen kann. Mit so vielen Leuten kann man ganz andere Spiele machen – das macht Spass!»

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Es schüttet bei der Anreise ins Pfila aus Strömen. Die Kids im Cevi Töss lassen sich dadurch aber nicht die Stimmung verderben. (Bild: Gioia Jöhri)

Meist aber gehen die Lokalgruppen von Cevi, Pfadi und Jubla über Pfingsten in kleinerer Formation in Lager. Auch das bringt viel Aufwand mit sich. In einem Waldstück oberhalb von Pfungen hat die Abteilung Cevi Töss ihre Zelte aufgeschlagen. Schon in der Woche davor haben die Cevileitenden mit dem Aufbau begonnen. Das Lager leiten die Geschwister Tsunami und Fuego, zwei Urgesteine im Cevi Töss. Natürlich heissen sie im Alltag anders, aber Cevi- und Pfadinamen gehören in den Jugendverbänden dazu. Der Aufwand für das Pfingstlager lohne sich, sind sich beide einig. «Ich bin im Cevi gross geworden, man wächst da rein. Als Kind findest du die Programme einfach mega cool und ich will das auch der nächsten Generation ermöglichen», erzählt Fuego. Seine Schwester Tsunami fügt hinzu:

«Für mich ist es das Gemeinschaftsgefühl, das es ausmacht. Und dass ich sehe, dass es den Kids Freude macht.»

Tsunami, Lagerleiterin Cevi Töss

Normalerweise geht der Cevi Töss in Stufen, also noch kleineren Gruppen ins Pfila. Dieses Jahr jedoch gibt’s zum 40-jährigen Jubiläum der Abteilung ein Abteilungspfila. «Das erste seit 20 Jahren», wissen Tsunami und Fuego. Und so passt auch das Thema zum runden Geburtstag: «Auf den Spuren des Cevi Töss».

Im grossen Gemeinschaftszelt aus Blachen mitten im Wald treffe ich auf Sakura (12), Shuka (11) und Hanabi (13). Die drei Mädchen warten darauf, dass es endlich zu regnen aufhört, damit sie ihr Zelt aufbauen können. «Wir freuen uns mega darauf, im Zelt zu schlafen», sind sie sich einig. «Und, dass wir nicht selber kochen müssen!», fügen sie hinzu. Die drei haben als «Fröschli» im Kindergartenalter im Cevi angefangen und sind noch immer begeistert: «Es ist cool im Cevi, weil man alle kennt.»

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Nass aber glücklich: Sakura, Hanabi und Shuka sind gerne im Pfila. (Bild: Gioia Jöhri)

Begeistert sind auch die Teilnehmerinnen des Pfadilagers der Abteilungen Gallispitz und Waldmann aus Winterthur. Oberhalb von Urnäsch haben sie ein Ferienheim bezogen und gehen mit den Minions auf die Suche nach dem Monddieb. Normalerweise zelten sie zwar auch, erklärt mir Maki, die Lagerleiterin: «Dieses Mal ist die Wölflistufe aber auch dabei und die sind noch zu klein fürs Zelten». Lilo, Taimi, Kirpo, Maki und Newena, alle zwischen 15 und 16 Jahre alt, durften in der Nacht zum ersten Mal beim Verschrecken an der Nachtaction mithelfen: «Das war mega lustig, aber wir hatten auch selbst noch ein bisschen Angst», erzählen sie lachend. Sie sind noch keine Leiterinnen, helfen aber schon viel mit, denn im Sommer werden sie dann auch eine Gruppe leiten. In der Pfadi fühlen sie sich sehr wohl.

«Wir sind andere Menschen in der Pfadi, weil man hier einfach sich selbst sein kann.»

Lilo, Taimi, Kirpo, Maki und Newena, Pfadfinderinnen Gallispitz/Waldmann
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Die fünf Freundinnen sind zurzeit in der Pio-Stufe aktiv und werden bald Leiterinnen. (Bild: Gioia Jöhri)

Die Pfadi sei für sie ein «Safespace» und ein Ort, wo man auf viele verschiedene Altersstufen trifft: «Es ist mega herzig, wenn die Kleineren zu uns Grösseren kommen, wenn sie etwas brauchen.»

Für die Leitenden bedeutet so ein Lager nicht nur viel Spass und Aufwand, sondern auch eine grosse Verantwortung. Diese sei nicht immer so im Vordergrund, meint Leiterin Nanouk (18): «Die Verantwortung wird einem beim Aufwachsen in der Pfadi einfach mitgegeben». Zudem werde man in Leitungskursen gut auf die Aufgabe vorbereitet: «Nur die eine Seite der Pfadi ist wild und chaotisch», fügt sie schmunzelnd hinzu.

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Nanouk (im Bild in der Mitte im Pfadihemd) ist seit vier Jahren Leiterin und schätzt die tollen Leute, die sie immer wieder kennenlernt. (Bild: zvg)

Auch im Cevi werden Leitende in verschiedenen Jugend- und Sport-Kursen auf ihr Leitungsdasein vorbereitet. Tsunami erinnert sich: «Das erste Mal Lagerleiterin war ich mit 21 Jahren. Da habe ich dann schon gedacht ‹Ui krass, wenn jetzt etwas Blödes passiert, muss ich dann die Eltern anrufen›». Jetzt mit 29 Jahren sei das nicht mehr der dominierende Gedanke. Und allein sei man ja trotzdem nie, denn meist sind im Hintergrund noch ältere und erfahrene Cevianer:innen aktiv, beispielsweise in der Lagerküche. Die Organisation des diesjährigen Pfilas sei aber wohl das letzte grössere Lager, dass die Geschwister zusammen organisieren. Denn: «Irgendwann muss man das Feld den Jüngeren überlassen».

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Gioia ist nicht nur in der Redaktion bei WNTI tätig, sondern arbeitet auch als Videoredaktorin bei SRF News. Winterthur kennt sie bestens, denn sie verbrachte hier ihre Gymnasialzeit. Ausserdem ist es gut möglich, dass sie mehr über dein Haus weiss als du selbst, denn schon bei der Historiker:innen Zeitschrift schrieb sie über die faszinierenden Geschichten, die in den Mauern und Fassaden der Städte verborgen sind. Ihre Leidenschaft für die früheren Lebenswelten der Winterthurer:innen ist ebenso ausgeprägt wie ihre Neugier auf die Lebensrealitäten anderer Menschen.

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