«Es war surreal» - Winterthurer holt bei Swiss Skills Gold

Oliver Ihringer krönt sich an den Swiss Skills zum besten Sanitärinstallateur der Schweiz. Im Interview erzählt der 19-Jährige, wie er zum besten seines Fachs wurde und wieso auch ein zukünftiger Schweizermeister noch Grundlagentraining nötig hatte.

Sanitärinstallateur/-in, Sanitärinstallateur/-in EFZ, Installateur sanitaire CFC / Installatrice sanitaire CFC, Installatore di impianti sanitari AFC / Installatrice di impianti sanitari AFC, Oliver Ihringer (1./GOLD), Matthias Nyffenegger (2./SILBER), Jens Wampfler (3./BRONZE),  20.09.2025, Bern © SwissSkills / Valerie Chetelat
Mission accomplished! Oliver Ihringer (Mitte) holt Gold an den Swiss Skills. (Bild: © SwissSkills / Valerie Chetelat) (Bild: © Valerie Chetelat)

Vom 17. bis 21. September fand in Bern die vierte Ausgabe der Swiss Skills statt. An diesen Berufsmeisterschaften nahmen über 1100 Lehrabgägner:innen aus 92 Berufen teil. Einer von ihnen war Oliver Ihringer aus Winterthur. Er holte bei den Sanitärinstallateur:innen Gold. Im Interview erzählt er, wie er zum besten Sanitärinstallateur der Schweiz wurde und wieso auch ein Schweizermeister noch Grundlagentraining nötig hatte.

Oliver, fangen wir vorne an. Wie kommt man überhaupt dazu, sich mit den besten Lehrabgänger:innen seines Berufes messen zu können?

Oliver Ihringer: Da ist vor allem die Abschlussnote entscheidend, ab einem 5.1 kannst du dich qualifizieren. Da ich den besten Lehrabschluss im Kanton Zürich hatte, war ich eigentlich direkt qualifiziert. Bei den Swiss Skills mitzumachen hat mich aber schon vor meinem Abschluss gereizt. Ich habe mir schon bevor ich meine Abschlussnote hatte, gesagt: Wenn ich gehen kann, dann mach ich das. Als ich dann den Abschluss hatte, habe ich mich angemeldet. Es war eine super Erfahrung. Ich habe beim Wettkampf und in den Trainings viele gute Leute kennengelernt.

Es gab Trainings?

Ja. Der Verband hat eine zweitägige Vorbereitung in der Nähe von Olten organisiert. Dort haben wir nochmals die Grundlagen angeschaut.

Ein Grundlagentraining für Schweizermeister-Kandidaten?

Es gibt zwischen den verschiedenen Lehrbetrieben grosse Unterschiede. Nicht alle brauchen im Arbeitsalltag die gleichen Fähigkeiten. Ich löte zum Beispiel nur wenig, da wir im Betrieb nicht mit Kupferleitungen arbeiten. Und was am Wettkampf geprüft wird, weisst du vorher nicht. Dieser Kurs hat mir wirklich geholfen, er hat mir gezeigt, wo es bei mir noch hapert. Danach habe ich noch selber viel trainiert, um meine praktischen Schwächen auszubessern. Nach der Arbeit bin ich mehrmals nach Schaffhausen gefahren und habe zusammen mit einem ehemaligen ÜK-Lehrer meine Skills vertieft. Oft ging ich dann erst um 21 Uhr nach Hause. Das war richtiges Wettkampftraining.

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In nur sieben Stunden musste diese Vorwand stehen. (Bild: Oliver Ihringer)

Wie meinst du das?

Zum Beispiel haben wir bei der Arbeit Musik gehört, auf voller Lautstärke. Mein ehemaliger ÜK-Lehrer hat gesagt, dass in der Halle an den Swiss Skills der Lärmpegel auch sehr hoch sein wird. Ich müsste lernen, so arbeiten zu können. Diese Trainings haben sich ausgezahlt, ich habe noch nie in meinem Leben so gut gelötet wie an den Swiss Skills. Was mich überrascht hat, denn der Druck war wirklich immens.

Erzähl mal, wie hast du diesen zweitägigen Wettkampf erlebt?

Eigentlich wollte ich ohne Druck in das ganze rein. Dabei zu sein, war schon eine riesige Chance. Erster oder Letzter, das spielte gar keine Rolle. Ich bin das Ganze entspannt angegangen. Am Abend zuvor war ich noch mit Mättu, dem Kandidaten aus Bern, ein Bier trinken. Als ich dann aber am ersten Tag ankam und vor meiner «Box» stand, wurde mir klar – da kommt was auf mich zu. Wir mussten in vier Stunden eine Kellerverteilung und in sieben Stunden eine Vorwand montieren.  Da habe ich mich schon gefragt: «Hab ich genug gemacht?» Mein Start war nicht gut, ich hatte direkt einen riesigen Bock geschossen.

Was ist passiert?

Ich habe mich gleich bei Beginn zweimal verschnitten. Ich habe dann kurz pausiert und durchgeatmet. Dann bin ich wieder an die Arbeit und konnte das zurechtbiegen. Ich hatte einen richtigen Tunnelblick und habe dann den ganzen Tag durchgearbeitet. Am Schluss des ersten Tages hatte ich dann ein gutes Gefühl. Der zweite Tag war auch besser.

Was war da die Aufgabe?

Wir mussten ein Dusch-WC montieren. Da gab es aber ein Problem – es war ein Dusch-WC von Laufen. Ich montiere aber nur Geberit WCs, da mein Lehrbetrieb Lyrenmann Geberit-Partner ist. Aber alle WCs sind etwa gleich (lacht). Nebst der Installation mussten wir auch noch Fragen dazu beantworten. Dafür haben wir ein Dossier mit den Spezifikationen bekommen. Das habe ich dann in zehn Minuten durchgelesen – tricky war es trotzdem.

Hast du erwartet, dass du mit Gold nach Hause gehst?

Nein, ganz sicher nicht. Ich habe mich mit den anderen unterhalten, als wir fertig waren. Die waren teils 15 Minuten vor der Deadline fertig. Ich war am Schluss noch richtig am «seckle». Ich habe mir aber zum Beispiel beim Schweissen auch mehr Zeit gelassen, da ich das nie mache.

Siegerehrung, Stimmung, SwissSkills 2025, 20.09.2025, Bern © SwissSkills / Célina Rohrbach
In der rappelvollen PostFinance Arena eröffnet Bundesrat Parmelin de Sieger:innenehrung. (Bild: © SwissSkills / Célina Rohrbach) (Bild: © Célina Rohrbach)

Wie war es, also du gewonnen hast?

Die Siegerehrung fand in der Post Finance Arena des SC Bern statt, sie war komplett voll. Zuerst haben sie von jedem Beruf die ersten drei eingeblendet, als ich da meinen Namen gesehen habe, wurde ich richtig nervös. Ich bin auf dem Podest! Ich dachte, ich werde wohl dritter sein, denn die zwei anderen waren wirklich gut – ich habe ihre Wand nach dem Wettkampf gesehen. Als dann Jan als Dritter aufgerufen wurde, begann ich zu zittern. Er war mein persönlicher Favorit auf die Goldmedaille. Ich hätte sie ihm gegönnt! Als mein Name dann beim zweiten Platz nicht ausgerufen wurde, wusste ich, ich hab’s geschafft. Als ich auf die Bühne lief, waren so viele Menschen in diesem Saal … die andern Sanitäre standen auf den Stühlen und applaudieren, die Stimmung war krass! Es war aber auch ein bisschen surreal. Auf den Fotos sieht man, dass ich es nicht wirklich fassen konnte. Dann Siegerfotos, Interviews – tatsächlich realisiert habe ich es erst am nächsten Morgen, als ich die Medaille auf dem Nachttisch gesehen habe.

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Oliver mit dem leitenden Geschäftsführer von Lyrenmann - Ohne gute Vorbilder hätte es nicht zu Gold gereicht. (Bild: Oliver Ihringer)

Wenn es jemand weiss, dann du – Was braucht es, um der beste Sanitärinstallateur der Schweiz zu werden?

Freude am Job. Ich habe in der Sek früh in den Job geschnuppert und gemerkt, das will ich. Es macht mir Spass, das ist alles, was ich brauche. Aber auch der Betrieb, in dem du die Lehre machst, ist extrem wichtig. Jedes Mal, wenn bei uns zuhause ein Sanitärinstallateur gefragt war, kam Rolli Müller vorbei. Über ihn bin ich auf den Betrieb Lyrenmann gekommen. Meti Ajeti war mein Monteur und hat mich in den Beruf eingeführt. Wir haben uns super verstanden, er hat mir auch eine gute Arbeitsmoral beigebracht. Ab dem zweiten Lehrjahr durfte ich viel alleine machen. Einmal bin ich mit Velo und Anhänger alleine auf eine naheliegende Baustelle gefahren und habe das selber geregelt. Sie haben gesehen, dass ich will, und dann haben sie mir die Chance gegeben, wirklich etwas zu machen. Das ist nicht selbstverständlich.

Hat sich dein Sieg an den Swiss Skills auf dein Arbeitsleben ausgewirkt?

Ja definitiv. Aber nicht so, wie man denken würde.

Wie meinst du das?

Es kommen vor allem dumme Sprüche. (lacht) Immer wenn ich eine Frage stelle heisste es jetzt: «Du bist Schweizermeister, du solltest das wissen!» Sonst hat sich nicht viel geändert. Ich habe nebenbei noch die BMS gemacht, vielleicht gehe ich auch noch studieren. Aber zuerst steht jetzt die RS an, dann schauen wir weiter.

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Seba studiert in Winti Journalismus, weiss wie man ein Bier zapft, verbringt seine Wochenenden gerne auf der Schützi und kennt in Winti allerhand spannende Figuren. Seba ist ein Urwinterthurer, aufgewachsen ist er in Veltheim. Nur eines fehlt ihm für den Winti-Ritterschlag: Geboren ist er im Triemli in Zürich.

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