Nächster Halt: Casino in der Lokstadt

Das erste Winterthurer Casino eröffnet am 10. Dezember. Direktor Daniel Kullmann freut sich auf Winterthur ‒ und sagt, wer rein darf in den Spieltempel.

«Wir haben den Anspruch, das modernste Casino Europas zu werden», sagt Daniel Kullmann. Der Direktor des «Swiss Casino Winterthur» deutet in die Halle, wo im Moment noch Bauarbeiter mit Hebebühnen herumkurven, Kabel verlegen und Geräte anschliessen. Am 10. Dezember soll eröffnet werden ‒ geschäftig ist es hier im Moment wie zu Sulzer-Zeiten. Allerdings stehen in den Hallen keine Dampfloks mehr auf den Gleisen, sondern eine überdimensionale Konstruktion, die ein bisschen wie die Front zweier Intercity-Neigezüge der SBB aussieht. «Das sind unsere Lokis», sagt Kullmann.

Casino-innen-9
Das «Gebäude im Gebäude» bringt dem Casino eine Menge zusätzlicher Fläche für Automaten, Raucherlounge, einen begehbaren Tresor und eine Dachterrasse. (Bild: Kiino Schoch)

So modern, wie die Holzkonstruktion aussieht, soll es auch am Eingang zugehen. «Unser Check-in funktioniert komplett als Self-Service», sagt Kullmann. Heisst: Wer das Casino betreten will, hält seinen Ausweis auf einen Leser, eine Kamera gleicht das Gesicht mit den biometrischen Daten ab. «Eigentlich so wie am Flughafen.» Zutritt erhält, wer über 18 Jahre alt und nicht gesperrt ist. Auch Geldbezüge werden rein maschinell ablaufen. 

Daniel-Kullmann_Casino-Winterthur_unscharf_11

«Wir haben den Anspruch, das modernste Casino Europas zu werden.»

Daniel Kullmann, Direktor «Swiss Casino Winterthur»

Trotzdem, so der Direktor, werden rund 80 Personen im Casino arbeiten. Die meisten Angestellten habe man vom seit zwei Wochen geschlossenen Schaffhauser Standort übernommen. Die Gruppe Swiss Casinos betreibt bereits Spielhallen in Zürich, Pfäffikon und St. Gallen ‒ und sie ist eine der 21 lizenzierten Betreiberinnen für ein Online-Casino in der Schweiz. Dieses erwirtschaftet alleine bereits über einen Drittel des Gesamtertrags von insgesamt 190 Millionen Franken.

Das Geschäft mit den «terrestrischen» Casinos hingegen geht seit Jahren zurück. Laut dem Geschäftsbericht der Gruppe alleine im letzten Jahr über 3,6 Prozent. Doch der Online-Markt sei nicht der Hauptkonkurrent eines Live-Spielcasinos. Das sagte der damalige CEO der Gruppe, Marc Baumann, dem «Landboten» schon 2021, als die Pläne bekanntgeworden waren. Viel eher böten Theater und Restaurants dem Spielgeschäft die Stirn. Auch das Spielen gehöre zum Kulturgut des Menschen», hiess es damals.

Casino-innen-5
Einige der älteren Automaten stammen noch aus dem geschlossenen Standort in Schaffhausen. (Bild: Kiino Schoch)

Sind die Winterthurer:innen tatsächlich so spielfreudig? Das werden die Zahlen zeigen. Der künftige Direktor Daniel Kullmann rechnet mit 160’000 bis 180’000 Eintritten und einem Jahresumsatz von 30 Millionen Franken. Dass auch Spieler:innen von ausserhalb sich an die Automaten und Roulettetische setzen werden, ist wahrscheinlich. «Knapp 80 Prozent der Casinobesucher kommen mit dem PKW», sagt Kullmann. Eigene Parkgelegenheiten gebe es zwar nicht, aber mit den Parkhäusern in der Halle 53 und im Lokwerk seien genügend Plätze in der Nähe verfügbar.

241008_HSAR_Lokstadthallen_Update2_Camera_B
So soll die Halle aussehen, wenn der Innenausbau fertig ist. (Bild: Swiss Casinos)

Das Angebot des neuen Casinos umfasst buchbare Eventflächen, insgesamt 202 Spielautomaten und zehn Spieltische. Darunter sind auch zwei Pokerspiele gegen die Bank. Cash Games und Turniere gebe es «vorerst» nicht. Die Hälfte der Bar mit dem riesigen, darüber hängenden Leuchter soll auch ohne Check-in zugänglich sein, geöffnet ist das Casino 365 Tage im Jahr von 11 bis 3 Uhr morgens, am Freitag und Samstag bis 4. Probleme mit Nachtschwärmer:innen erwartet Kullmann nicht. Die Spitzenzeiten seien genau wie andernorts um 22 Uhr, bis in die frühen Stunden blieben nur wenige Gäste.

Daniel Kullmann fühlt sich in Winterthur willkommen geheissen. Das sei nicht selbstverständlich in seinem Geschäft, sagt er. Vielleicht hat das Sponsoring des FCW sich bereits ein bisschen ausgezahlt.

WNTI-Portrait-Tizian-Schoeni

Wie die meisten Journalist:innen in Winterthur studierte auch Tizian an der ZHAW. Anders als die meisten aber begann er in der Kommunikation, bevor ihn der Journalismus rief. Nach fünf Jahren bei Zuriga startete Tizian bei der Andelfinger Zeitung in den Lokaljournalismus.

Doch bereits nach zweieinhalb Jahren zog es ihn weiter. Allerdings nicht, weil er die Passion für die journalistische Paradedisziplin verloren hatte, im Gegenteil. Als Mitgründer und Chefredakteur von WNTI, macht er jetzt das, was "Winti Chinde" am besten können – über ihre Stadt erzählen.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare