«Wieso kann man in Winti bald kein Plastik mehr recyceln?»
Gleich vier Mails flatterten in den letzten Tage ins WNTI-Postfach, die diese Frage auf die eine oder andere Weise gestellt haben. Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Aber eine komplizierte.
Eine einheitliche Lösung für Winterthurer:innen, die ihren Plastikabfall recyceln wollen, gibt und gab es nicht. 2021 hatte das Parlament dem Stadtrat eine Motion überreicht, die genau das zum Ziel hatte. In seiner Antwort sprach sich dieser aber dagegen aus, auch wenn er «das Ziel, mehr Kunststoff zu rezyklieren, grundsätzlich begrüsst.» Der Grund: Eine Kunststoffabfall-Sammlung mache aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht zum heutigen Zeitpunkt nicht wirklich Sinn. Einerseits würden 99 Prozent der Umweltbelastung durch die Produktion der Konsumgüter selbst verursacht. Die Reduktion der Umweltbelastung oder der CO₂-Emissionen durch die Kunststoff-Sammlung sei gering und ginge «gegen null», schrieb der Stadtrat in seiner Antwort. Zudem sei die Qualität des Sammelguts oft unzureichend. Ein Grossteil sei für das Recycling unbrauchbar, etwa aufgrund von Essensresten. Andererseits sei es – natürlich – eine Frage der Kosten.
Doch was hat sich in den Jahren seit dieser Motion getan? Nicht allzu viel, wie es scheint. Eine Anfrage bei der Stadt blieb aus Zeitgründen ohne Antwort – mit Verweis auf die Motion und die Antwort des Stadtrats. Das Bedürfnis, seinen Plastikmüll recyceln zu können, gibt es aber dennoch. Dieses wurde bis jetzt durch private Anbieter gedeckt. Einerseits durch Services wie Mr. Green, die den Recycle-Müll bei einem Zuhause abholen und andererseits durch Sammelservices wie Sammelsack, bei denen die Säcke zu einer Sammelstation gebracht werden müssen. Ein Blick auf die Webseite des zweiteren fällt auf: Überall in der Schweiz hat Sammelsack Orte, an denen Plastikmüll abgegeben werden kann – ausser in Winterthur. Die nächstgelegene Sammelstelle ist in Räterschen. Bis vor Kurzem gab es noch einen Standort in Neuhegi, betrieben vom Arbeitsintegrationsunternehmen Dock Gruppe. Weshalb sie den Standort in Winterthur aufgegeben hat, ist unklar. Eine Anfrage blieb unbeantwortet.
«Es fehlen die nötigen Sammelstellen»
Marc Briand, Geschäftsführer des Programms «Bring Plastic Back» der Firma InnoRecycling
Laut Marc Briand, Geschäftsführer des Programms «Bring Plastic Back» der Firma InnoRecycling, die hinter Sammelsack steht, können Winterthurer:innen ihre Säcke noch bis Ende Januar an die alte Sammelstelle in Neuhegi bringen. Danach ist allerdings Schluss. Laut Briand sei das Hauptproblem der Mangel an geeigneten Sammelstellen. Nach dem Wegfall von Dock gebe es nur noch den Recyclinghof Maag. Dieser habe aber keine Sammel-Konzession der Stadt erhalten, um die Verkehrsbelastung für das Quartier nicht noch zusätzlich zu erhöhen. Das geht auch aus dem Beschluss des Stadtrats hervor. Die fehlende Konzession der Stadt Winterthur macht auch einem anderen Recyclingprojekt zu schaffen. RecyPac ist die Schweizer Branchenorganisation für Kreislaufwirtschaft von Plastik-Verpackungen und Getränkekartons. Ihr Projekt «RecyBag» ist ein Versuch, das Recycling von Plastik auf nationaler Ebene zu lösen. Speziell daran – die Säcke können bei fast allen Detailhändlerin abgeben werden. Allerdings nur in Orten, welche die nötige Konzession erteilen. Die fehlt dem «RecyBag» in Winterthur. Weshalb ist unklar, eine Anfrage bei der Stadt blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Alternativen zu einer städtischen Plastiksammlung gäbe es also. In Luft auflösen wird er sich nicht – höchstens in Rauch.
Seba studiert in Winti Journalismus, weiss wie man ein Bier zapft, verbringt seine Wochenenden gerne auf der Schützi und kennt in Winti allerhand spannende Figuren. Seba ist ein Urwinterthurer, aufgewachsen ist er in Veltheim. Nur eines fehlt ihm für den Winti-Ritterschlag: Geboren ist er im Triemli in Zürich.