Auf der Strasse speisen in Mattenbach

Am Sonntag gehörte der Untere Deutweg den Mattenbacher:innen. Das «Schtrassefäscht Mattebach» lud dazu ein, auf der Strasse zu schlendern und am Foodsave-Bankett teilzunehmen.

Auf dem Unteren Deutweg fuhren am Sonntag keine Autos. Stattdessen lenkten Kinder Bobbycars und Trottinetts auf der mit Kreide bemalten Strasse. Die Sonne schien, es war angenehm warm. Vor einer aufgebauten Bühne sassen Leute auf Festbänken und Stühlen und hörten dem Projektchor zu, wie er das eigens geschriebene «Mattebach-Lied» aufführte. Die Tische, die zusammen eine lange Banketttafel bildeten, warteten gedeckt für die spätere Mahlzeit. 

Das «Schtrassefäscht Mattebach» ist das erste Quartierfest in Mattenbach. Organisiert haben es die Kirchen und die verschiedenen Quartiervereine. Daniel Wiederkehr, Pfarrer und Co-Präsident des Strassenfests, war es wichtig, dass es eine Zusammenarbeit mit dem ganzen Stadtkreis gebe und alle mitwirken können. 

Die Hauptattraktion war «das erste Foodsave-Bankett in Winterthur». Die Idee ist, dass Lebensmittel, die sonst entsorgt würden, in einer Mahlzeit verkocht werden und diese gratis angeboten wird. Ursprünglich kommt das Konzept aus Bern von der Heiliggeist-Kirche. Dem Pfarrer Daniel Wiederkehr gefiel diese Idee, nun sorgte er für deren Umsetzung in Winterthur. 

N18A3890
Wer an die lange Tafel sitzt, wird von Freiwilligen bedient. (Bild: Kiino Schoch)

In einem ersten Entwurf des Strassenfests waren Essensstände von Personen aus dem Stadtkreis geplant worden. Aber Wiederkehr war der gemeinschaftliche Charakter und das Zusammensitzen an einer langen Tafel wichtig. Also hatte sich das Organisationskomitee auf die Suche nach einer Person gemacht, die unter solchen Umständen kochen könnte. Über einige Gespräche seien sie schliesslich auf den Küchenchef Christoph Graf gekommen, der «für seine alternative Küche» in Winterthur bekannt sei. 

Zusammen mit Freiwilligen aus der Kirchgemeinde kochte er ein veganes und vegetarisches Drei-Gänge-Menü. Christoph Graf erzählte in der Eröffnungsrede des Banketts, dass sie zwei Tage vor dem Bankett die Zutaten für den Sonntag zusammen gesucht hätten. Aus dem, was sie fanden, stellten sie ein Menü zusammen. Es gab zum Beispiel Borschtsch, eine ukrainisch-polnische Randensuppe. Sie musste allerdings auf einige Originalzutaten verzichten, da nicht alles dafür besorgt werden konnte.

Wer sich an die gedeckte, lange Tafel setzte, wurde von Freiwilligen bedient. Man solle das Gefühl haben, «wie König:innen an weiss gedeckten Tischen zu essen», sagte Wiederkehr.

N18A3897
Das Drei-Gänge-Menü holten die Bedienenden an diesem Buffet ab. (Bild: Kiino Schoch)

Es sollte ein vielfältiges Fest werden, so wie der Stadtkreis auch, erzählte Wiederkehr. 

Auf der Bühne gab es ein abwechslungsreiches Programm. Am Morgen veranstalteten die Kirchen einen ökumenischen Gottesdienst. Darauf folgte ein Duo aus Saxophon und Akkordeon. Die Winterthurer Kabarettistin Martina Hügi trug im Verlauf des Nachmittags insgesamt neun Texte vor. Es gab einen Talk mit Katrin Cometta (GLP), der Vorsteherin des Departements Sicherheit und Umwelt und der Winterthurer Rapper Tüli musizierte auf der Bühne.

Daneben boten unterschiedliche Vereine Aktivitäten an. So konnte man bei der Pfadi Hartmann über eine hohe Seilbrücke balancieren, bei der Cevi einer Schnitzeljagd nachgehen, etwas über die Vögel im Quartier lernen und vieles mehr. 

Die Idee für das Fest geht auf die Stadt zurück. Sie hatte im Rahmen des Klimaplans das Projekt  «Autofreie Tage im Quartier» lanciert, welches bei der Kirchgemeinde Winterthur-Mattenbach auf Interesse stiess. Die Tage «machen sicht- und erlebbar», dass die Reduktion des motorisierten Verkehrs nicht nur dem Klimaschutz diene, «sondern auch einen Mehrwert an Lebensqualität in der Stadt bedeutet.»

Ein Festbankett mitten in einer Quartierstrasse ‒ wenn das keine Lebensqualität bedeutet. Für viele Menschen genug zu kochen, ist schwierig. Das mit geretteten Lebensmitteln zu tun, ist noch schwieriger. Deswegen galt das Motto «es hätt solangs hätt.» Schon um 14 Uhr hatte es fast nichts mehr. Die lange Tafel war immer noch gut besetzt.

Kiino Schoch

Kiino kommt nicht nur aus Winterthur, sondern auch aus der Talentschmiede des ZHAW-Studiengangs Kommunikation. Ihr erster Text im Kulturmagazin Coucou war ein Wurf. Umso schöner, entschied sie sich für ein viermonatiges Praktikum bei WNTI.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare