Wie klimafreundlich is(s)t Winti?
Heute beginnt in Winterthur die fünfte Klimawoche. Unter anderem tragen auch Gastrobetriebe mit nachhaltigen Menüs zur Aktionswoche bei. Aber gekocht ist bekanntlich noch nicht gegessen.
Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: «Du siehst aber gar nicht gut aus!» Der andere: «Ja, ich weiss. Ich hab Homo sapiens.» «Das kenn ich, das geht vorbei!»
Kein Witz: Heute beginnt in Winti zum fünften Mal die Klimawoche. Das zehntägige Programm ist Teil der regelmässigen Kommunikationsmassnahmen, deren Umsetzung 2020 in einem Stadtratsbeschluss festgelegt wurde. Das Ja zum Klimaziel «Netto-Null 2040» sei ein klares Bekenntnis der Winterthurer:innen für ein rasches Voranschreiten im Klimaschutz gewesen, so Lukas Schmid vom Umwelt- und Gesundheitsschutz. Die kontinuierliche Thematisierung helfe dabei, für den Klimaschutz zu sensibilisieren.
Dieses Jahr liegt der thematische Fokus auf der Mobilität. Mit der Aktion «Jetzt umsteigen – auf ÖV, Velo und E-Mobilität» können E-Autos und E-Lastenvelos gratis getestet werden.
In den letzten Jahren habe sich gezeigt, dass Führungen, die draussen in der Natur stattfinden und einen konkreten Bezug zum direkten Lebensumfeld oder Alltag haben, besonders beliebt seien, so Schmid. Alle Veranstaltungen findest du hier. Das Angebot im Verkehrsgarten eignet sich gut für Kinder und Jugendliche. Schmid sagt weiter: «Die Klimathematik hat nicht an Dringlichkeit eingebüsst, auch wenn sie in den letzten Jahren vermehrt durch andere Weltgeschehnisse in den Hintergrund verdrängt wurde. Die Massnahmen, die zum Erreichen unseres Klimaziels erforderlich sind, sind kein Selbstläufer.» In den Bereichen Konsum oder Mobilität würden die bisherigen Aktivitäten nicht ausreichen, um die angestrebten Zielwerte zu erreichen, meint er.
Aktuell läuft auch die Aktion «Klima à la carte». Zahlreiche Gastrobetriebe in Winterthur bieten vom 1. – 30. Juni klimafreundliche, in der Speisekarte markierte Gerichte an. Ein Klima-Menü ist rein pflanzlich und hat «Food-Save» als Hauptzutat, oder erhält im CO₂-Quick-Check des Kantons Zürich mindestens vier Sterne. Was ein bisschen nach Muttertag klingt – sich einmal im Jahr Mühe geben, um Versäumtes wettzumachen – ist für viele Restaurants in Winterthur Programm. Bettina Wirth vom Kafi Rauke sagt: «Für uns ist klar, dass wir mitmachen, da es sowieso unserer Philosophie entspricht». Im Rauke gibt es von Montag bis Freitag vegetarische und vegane Quiches sowie Flammkuchen zum Zmittag. Auch im Restaurant Stricker`s sind zwei Plant-based Menüs seit vier Jahren fester Bestandteil der Karte, wobei eines der beiden wöchentlich wechselt. Man könne Food Waste mit nicht täglich wechselnden Menüs entgegenwirken, sagt Geschäftsführerin Simona Klauser und ergänzt: «Bei vorausschauender, umsichtiger und regenerierender Produktion können die Lebensmittel perfekt verwendet werden.»
«Wenn wir von einem Feld voller Blumenkohl nicht nur die Röschen essen würden, würde die Energie, die die Produzierenden hineinstecken, für etwa doppelt so viele Lebensmittel reichen»
Judith Janker, Les Wagons
Das Les Wagons stellt sich der Herausforderung Food-Save. «Wir machen, was wir immer machen, gehen aber noch etwas in die Tiefe», so Inhaberin Anja Holenstein. «Es ist mega schwierig, überhaupt an nicht verkaufbares Gemüse ranzukommen, weil es für die Bauernbetriebe viel Aufwand bedeutet.» Schon vor der Aktion hätten sie angefangen, eng mit Höfen zusammenzuarbeiten, um Synergien nutzen zu können. So kommt bei ihnen auch ein Buderhahn oder Zweitklassgemüse auf den Tisch. Oftmals fehle auch das Wissen, wie Unbekanntes schmackhaft zubereitet werden könnte, so Co-Leiterin Judith Janker. Für Klima à la Carte hat sich das Team mit dem Bio-Gemüsehof Seewiese am Nussbaumersee zusammengetan und verwendet etwa deren Blumenkohlblätter, die sonst kompostiert würden. «Wenn wir von einem Feld voller Blumenkohl nicht nur die Röschen essen würden, würde die Energie, die die Produzierenden hineinstecken, für etwa doppelt so viele Lebensmittel reichen», sagt Janker. Aus dem eigenen Fundus kommt zum Beispiel eingemachtes Lauchgrün – ein Überbleibsel eines Menüs mit weissem Lauch. Anja meint: «Food Save ist überhaupt noch nicht im Konzept drin. Es bräuchte fast einen extra Markt, mehr Leute zum Aussortieren und Platz zum Aufbewahren.»
Warum sich Menschen für dieses oder jenes Menü entscheiden, habe mehr mit Lust zu tun, da sind sich alle einig. Nora, die Gründerin des beliebten Winterthurer Hot Dog-Catering Frau Hund sagt, sie erlebe ihre Kundschaft offen und experimentierfreudig. Viele würden aus Neugier mal die vegane Version des Würstchens ausprobieren, auch solche, die gerne Fleisch essen. Auch die veganen Desserts kämen gut an. Katharina Niedermann von der Kette tibits schreibt: «Unsere Gäste wählen bei tibits in erster Linie das, worauf sie Lust haben – die Klima-Labels unterstützen sie dabei, mit gutem Gefühl zu geniessen und gleichzeitig einen Beitrag zu leisten.» Für Klima à la Carte wurden die vegetarischen und veganen Gerichte auf dem Buffet zusätzlich mit farbigen Icons versehen, um auf deren besonderen Beitrag zur Klimafreundlichkeit aufmerksam zu machen.
Die Aktion ist nicht revolutionär, aber sie signalisiert wieder einmal explizit: Gell, wir bleiben dran!
Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.