Neubau soll Kreislauf-Champion werden

Auf dem alten Stewi-Areal entsteht eine neue Überbauung. Das Projekt soll neue Nachhaltigkeitsstandards setzen und doppelt so viel Platz wie das Sulzer-Hochhaus bieten.

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350’000 Kilowattstunden, das wäre Strom für etwa 70 Haushalte, soll die Fotovoltaikfassade pro Jahr einst produzieren. (Bild: Greenspin)

Dass ein Gewerbekomplex mit integrierter Velo-Schnellroute bis vors Büro entstehen soll, erstaunt in der «Velo-Stadt» eigentlich niemanden. Wenn dann aber FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt anreist, um für genau dieses Gebäude ein Grusswort zu sprechen, sorgt das für hochgezogene Augenbrauen. Welches Kunststück ist den Planer:innen da gelungen?

«Green Spin» heisst es, und soll einst mitten in der Grüze zu liegen kommen. Auf dem ehemaligen Stewi-Areal und einem angrenzenden Grundstück wird ein Büro- und Gewerbekomplex mit 31’000 Quadratmetern vermietbarer Fläche auf sechs Etagen entstehen. Zum Vergleich: Das Sulzer-Hochhaus verfügt mit seinen 23 Geschossen über etwa die Hälfte dieses Platzes. Die Bausumme will Architekt Peter Felix nicht bekannt geben. Das Projekt werde komplett über das eigene Planungsbüro Felix Partner Entwicklung AG finanziert. Zuletzt war in den Medien von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag die Rede.

Punkto Nachhaltigkeit soll das Gebäude neue Massstäbe setzen: Das Tragwerk entsteht komplett aus Holz, die Böden aus kältespeicherndem Lehm. Auf dem Dach sind in den Visualisierungen Schwachwindanlagen zu sehen, die Fassade ist mit Solarpanels bestückt. Geheizt wird mit Fernwärme. Und wirklich einzigartig ist die geplante Rampe, über die alle Räumlichkeiten bis vor die Tür mit dem Velo erreichbar sein sollen.

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FDP-Nationalrat gab dem Projekt die Ehre. Es brauche mehr unternehmerisches Handeln, «dieses Projekt ermöglicht das». (Bild: Mattia Mayer)

Gestern trafen sich künftige Mietende, Architektinnen, Bauplaner und Partnerinnen im ehemaligen Stewi-Produktionsgebäude ‒ die Firma war bereits Ende 2023 umgezogen (der Landbote berichtete). Ein Spatenstich war es nicht, sondern eine «Demontage», wie es in der Medienmitteilung hiess. Beispielhaft waren Kabelkanäle, Lavabos und Sicherungskästen in der Halle aufgetürmt. Ein Teil dieser Materialien käme Re-Use-Baumärkten zu, andere würden direkt in anderen Bauprojekten wiederverwertet, sagt Bauleiterin Nora Klinger vom Planungsbüro Naef & Partner. Löschwasserleitungen und Teile der Aussenüberdachung würden beispielsweise für ein Landwirtschaftsgebäude wiederverwertet.

Eine weitere Besonderheit liegt im Boden der Parzelle: «Wir stehen hier eigentlich auf einer Kiesgrube», sagte Peter Felix. Dieser werde zurück in Beton fliessen, der womöglich direkt für «Green Spin» verwendet werden könne. Und auch seinen Holzbau werde so erstellt, dass er einst wieder «auseinandergenommen» und wiederverwendet werden könne.

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«Green Spin» kommt gleich zwischen zwei städteplanerischen Schwerpunkten zu liegen. Die Bahnhöfe Grüze und Oberwinterthur sollen langfristig zu urbanen Zentren werden. (Bild: Stadt Winterthur)

Stadtbaumeister Jens Andersen sagte, man habe in der Verwaltung nicht schlecht gestaunt, dass es von der ersten Projektsitzung bis zur Baueingabe für das «unkonventionelle» Projekt nur wenige Jahre gedauert habe. Und dass es für die Flächen offenbar eine Nachfrage gebe. «Green Spin» passe perfekt zur räumlichen Entwicklungsperspektive der Stadt. Denn die Parzelle liege mitten im «Rückgrat» Winterthurs, dem West-Ost-Gürtel, in dem die Stadt in den nächsten Jahren besonders stark wachsen soll.

Erste Mietende sind bereits bekannt. Eine Sprachheilschule und ein Fitnesscenter gehören dazu, im Untergeschoss werden zudem vier Turnhallen erstellt, die teilweise von einer Padeltennis-Kette gemietet werden. Man habe für die Hallen aber auch schon Anfragen von Vereinen erhalten, sagt Architekt Peter Felix. Bezugsbereit sollen die Räumlichkeiten ab 2027 sein.

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Wie die meisten Journalist:innen in Winterthur studierte auch Tizian an der ZHAW. Anders als die meisten aber begann er in der Kommunikation, bevor ihn der Journalismus rief. Nach fünf Jahren bei Zuriga startete Tizian bei der Andelfinger Zeitung in den Lokaljournalismus.

Doch bereits nach zweieinhalb Jahren zog es ihn weiter. Allerdings nicht, weil er die Passion für die journalistische Paradedisziplin verloren hatte, im Gegenteil. Als Mitgründer und Chefredakteur von WNTI, macht er jetzt das, was "Winti Chinde" am besten können – über ihre Stadt erzählen.

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