Quatschende Erdmännchen und unerforschte Planeten
In Winti wird studiert. Letztes Jahr besuchten 10830 Personen Vorlesungen der in Winterthur angesiedelten Departemente der ZHAW. Ab heute ist einer dieser Vorlesungsräume zweiwöchentlich für wissbegierige Kinder aus der Mittelstufe reserviert.
Die Kinder-Uni gibt es seit 2011. Sie ist ein Bildungsprojekt der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur (NGW)und wurde vom damaligen Präsidenten Peter Lippuner ins Leben gerufen. Heute bilden Vorstandsmitglied Elisabeth Dumont und Präsident Michael Oettli gemeinsam mit der Geschäftsstelle NGW das Fundament der Kinder-Uni Winterthur.
Zuständig für die Themenwahl ist Dumont, sie ist Dozentin an der ZHAW. «Natürlich gehören Weltraum und Dinosaurier zu den Dauerbrennern», so Vinicio Melchioretto von der Geschäftsstelle. «Wir sind jedoch besonders stolz darauf, dass die Kinder zu fast allen Vorlesungen zahlreich erscheinen. Das ist sowohl den engagierten Dozierenden zu verdanken, die komplexe Themen kindgerecht und spannend vermitteln, als auch den Kindern selbst, deren unerschöpflicher Wissensdurst jede Veranstaltung zu etwas Besonderem macht.»
«Es war cool, echte Magmabrocken und Obsidian anzufassen.»
Benjamin, 11
Thema der heutigen ersten Vorlesung ist es, wie ein Leben in einer klimaneutralen Gesellschaft aussehen kann. Zur Erinnerung: Genau das soll Winterthur bis 2040 sein. Klimaneutral. Was das bedeutet, was an unserem Lebensstil nicht so ideal ist und was Treibhausgase und Erderwärmung mit ihrem alltäglichen Leben zu tun hat, das erfahren die Kinder heute Nachmittag von Klimaforscher Dr. Cyril Brunner.
Das Line-up der Dozierenden reicht vom NASA-Astrophysiker über die Maschinenbauerin und Raketenexpertin bis hin zur Erdmännchenforscherin. Auf dem Studienplan stehen noch Skelette, Algorithmen und die Schattenseiten von KI, Astrobiologie, Winterthurer Haselmäuse und quasselnde Erdmännchen.
Benjamin ist in der sechsten Klasse und hat letztes Jahr die Vorlesungen besucht. «Die Kinder-Uni hat mir neues Wissen zu verschiedenen Themen gebracht», so der Elfjährige. Er möchte Astrophysiker oder Pfarrer werden. Besonders spannend habe er den Vulkan-Vortrag gefunden, für den ein Forscher sehr eindrückliche Fotos und Videos mitgebracht habe. «Danach konnte ich noch mit ihm reden und Fragen stellen. Es war cool, echte Magmabrocken und Obsidian anzufassen», erzählt der Schüler. Er hätte gerne noch etwas mehr Astrophysik gehabt, interessiert habe ihn aber alles.
Die NGW wurde 1884 von einem Grüppchen passionierter Naturwissenschaftler im Restaurant Adler gegründet. Der Verein hatte zum Ziel, Erkenntnisse und Geheimnisse der Naturwissenschaft niederschwellig einem breiten Publikum näherzubringen. Neben der Kinder-Uni besteht ein buntes Angebot an Vorträgen und Exkursionen, oder einer Sendung beim Radio Stadtfilter. Finanziert werden der Verein und sein Angebot unter anderem durch Mitgliederbeiträge, Behörden und Spenden. Dank der ZHAW sowie der Robert Sulzer-Forrer Stiftung ist es möglich, die Kinder-Uni allen Interessierten kostenlos zugänglich zu machen.
Es haben sich bereits etwa 150 Wissbegierige angemeldet, erfahrungsgemäss kämen im Verlauf des Semesters weitere dazu, so Melchioretto. Noch gibt es freie Plätze – zur Anmeldung geht es hier. Über den Frühling, Sommer und Herbst finden zudem diverse Labore und Workshops zu unterschiedlichen Themen statt.
Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.