Für diesen Laden gab es nie einen Businessplan

Jonglierbedarf, Knalltüfeli, Gumpibälle und Scherzartikel – der Jugglux zieht um. Den Grümscheli-Eggä nimmt er mit.

Seit 1994 ist der Jugglux Bestandteil der Winterthurer Altstadt. Geführt wird er von Dominique Druey und Marco Kuhn. Jetzt zügelt der Kultladen für Jonglier- und Spielwarenbedarf nach 25 Jahren in ein grösseres Lokal. Finden wirst du ihn aber schnell – einfach den farbigen Windredli schräg über die Strasse folgen an die Steinberggasse 52, wo bisher das «Solar Kafi» und der Pop-up-Imbiss «Toast & Taste» waren. Dort findest du ab Ende Januar 2026 nebst Bewährtem wie Einräder, Yoyos und Brettspielen auch Neuheiten. Der beliebte «Grümscheli-Eggä» käme natürlich mit, so Druey. Er ist aus einem Platzmangel heraus entstanden, in der Zeit, als der Jugglux vorübergehend in einem Bauwagen hauste. 

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Die Geschäftsführer Marco Kuhn und Dominique Druey freuen sich auf mehr Platz. Die Seele des «bitzli selbstgebastelten Jugglux» soll aber auf jeden Fall auch am neuen Ort weiterleben. (Bild: zvg)

Derzeit ist im Geschäft nur ein Bruchteil des online angebotenen Sortiments von über 10'000 Artikeln zu finden. Im Lager an der Wildbachstrasse türmen sich Boxen mit Material, von dort aus werden auch jeden Tag die Regale im Laden aufgefüllt. «Es ist wichtig, dass die Ware verfügbar ist, sonst weichen die Leute aus», sagt Druey. Am neuen Ort könne man dann von einem Spiel auch ein zweites oder drittes Exemplar haben.

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Manchmal holen Kund:innen ihren Wunschartikel gleich selbst im Lager an der Wildbachstrasse ab. (Bild: Maria Wyler)

Einen eigenen Bereich bekommen neu sogenannte «Fidget-Toys». So nennt man Spielzeuge oder Gegenstände, die speziell dafür gemacht sind, Nervosität und Stress abzubauen oder die Konzentration zu fördern. Druey erzählt, sie seien durch den Fidget Spinner-Hype auf die Thematik gekommen. Obwohl es viele Lehrpersonen und Therapeut:innen bei ihnen beziehen, spricht er ungern von Therapie-Spielzeug. Die grosse Nachfrage sieht der ehemalige Lehrer kritisch. Wenn ein Kind einen Stressball kaufen wolle, frage er manchmal, ob es denn wirklich so viel Stress habe. Er fügt aber lachend hinzu, dass unterdessen auch bei ihnen im Büro ständig an solchen Toys «umegfätterlet» würde. 

«Viele Entscheidungen sind aus einem Gefühl und dem Flow heraus gefällt worden»

Dominique Druey, Co-Geschäftsführer Jugglux

Wir kennen den Jugglux etwas eng und chaotisch. Er soll luftiger werden, aber nicht total anders. Den beiden Geschäftsführern ist es wichtig, die Identität des Ladens zu bewahren. «Wir wollen den Jugglux nicht neu erfinden», so Druey. Er kaufte 1991 mit seinem Schulfreund den «Jonglier-Eggä» an der Stadthausstrasse. Dort war er vorher Stammkunde gewesen, hatte sein Jonglier-Material fürs Wahlfach im Gymi gekauft. Es sei nie Ziel gewesen, einen Spielzeugladen aufzubauen, so Druey. Überhaupt habe es nie einen Businessplan gegeben. «Viele Entscheidungen sind aus einem Gefühl und dem Flow heraus gefällt worden». Den Lehrerjob habe er nicht an den Nagel gehängt, weil er keine Lust mehr gehabt habe. Es sei einfach nicht mehr beides gegangen.

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Anfangs war der Jugglux «nur» ein Jonglier-Laden. Bevor übergangsweise aus dem Bauwagen verkauft wurde, war er noch in der Metzggasse eingemietet, dort wo sich heute der Hang Loose Shop befindet. (Bild: zvg)

Acht Mitarbeitende halten den Jugglux am Laufen. Den Online-Shop gibt es schon seit 2000, da seien sie früh mit dabei gewesen und das habe dem Shop sicherlich geholfen, meint der Geschäftsführer. «Der Jugglux ist aber keine Goldgrube», fügt er an. «Wir müssen viel dafür machen, dass es funktioniert.» Druey will das neue Geschäft vermehrt auch für Events wie Spielabende oder Workshops nutzen. Mithilfe von rollbaren Regalen soll sich der neue Jugglux nach Ladenschluss flexibel in ein Event-Lokal verwandeln lassen. Ein erster Anlass wird die Eröffnungsfeier am 27. und 28. März 2026 sein.

Der Gründer sagt, er habe grossen Respekt davor, was es mit der Kundschaft mache, wenn der Jugglux nicht mehr «so wie amigs» sei. «Immer wieder besuchen uns Eltern, die schon als Kind bei uns zum Chrömlen kamen.» Jetzt hofft er auf eine weitere Jugglux-Generation. 

WNTI-Portrait-Maria-Wyler

Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.

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