Eine halbe Milliarde für die Schulhäuser
Mehr bauen, weniger sanieren und die Klassenzimmer besser nutzen: Am Freitag stellte die Stadt ihre Immobilienstrategie für den Schulraum vor.
«Die Bevölkerung wuchs in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozent – die Schülerzahlen um das Doppelte», fasste Philip Cohen die Herausforderung des Departements Schule und Sport (DSS) zusammen. «Mit dieser Entwicklung hätten wir baulich auch dann nicht mithalten können, wenn wir unbegrenzte finanzielle und personelle Ressourcen gehabt hätten», sagte der Bereichsleiter Infrastruktur des DSS.
«Winterthur wächst überproportional», sagte Schulvorsteherin Martina Blum (Grüne). In zehn Jahren werden in Winterthur rund 950 Kinder mehr zur Schule gehen als heute, das bedeutet 48 neue Klassen und damit eine Fortsetzung des Wachstumstrends der letzten Jahre. Anders als in der Stadt Zürich, die bereits wieder Kindergärten schliesst, rechnen die Planer:innen hier nicht mit weniger Kindern. Dabei berücksichtigen sie nicht nur die Geburtenrate, sondern eine Vielzahl weiterer Parameter wie etwa den Zu- und Wegzug, den Wohnungsbestand und wie viele Kinder durchschnittlich in einer Wohnung leben.
Stand heute ist die Stadt bereits im Rückstand. Es fehlen etwa zehn Turnhallen und 60 Gruppenräume. Den Investitionsbedarf der kommenden zehn Jahre schätzt das DSS allein für Neubauten auf 265 Millionen Franken. Und für die schulergänzende Betreuung – wo die Nachfrage nach mehr Plätzen mit Abstand am schnellsten wächst – werden etwa 1500 Quadratmeter zusätzliche Flächen benötigt.
Diese Monsteraufgabe möchte die Stadt künftig mit einer Strategie angehen, an der Schulpflege, DSS und Stadtrat gemeinsam mitgewirkt haben. Und die in Einklang mit den knappen städtischen Geldern funktioniert. «Bildung ist eine wichtige, aber nicht die einzige Aufgabe der Stadt», sagte Finanzvorsteher Kaspar Bopp (SP). Rund die Hälfte der gesamtstädtischen Investitionen fliessen in den nächsten zehn Jahren in die Schulinfrastruktur, insgesamt eine halbe Milliarde Franken.
Damit soll vermehrt neu gebaut werden. Der Werterhalt bestehender Liegenschaften sei zwar eine wichtige Aufgabe, bringe aber eben nicht mehr Schulraum. Sanierungen bestehender Bauten würden deshalb tiefer priorisiert als der Neubau von Schulhäusern. Ein dringendes Projekt sei ein neues Sek-Schulhaus am Bahnhof Grüze, weil die Bevölkerung dort besonders schnell wachse.
Die zweite Säule der Immobilienstrategie ist die effizientere Nutzung der Räumlichkeiten. So denke man etwa über eine Verkürzung der Mittagszeiten nach, um die Klassenzimmer besser auszulasten, sagte Philip Cohen. Martina Blum ergänzte, der Schulsport solle öfters im Freien stattfinden und Angebote wie Waldkindergärten würden nachgefragt und benötigten gar keinen Schulraum. «Bisher hat man diese Massnahmen einfach dort ergriffen, wo der Platzmangel kritisch wurde», sagte sie. Nun ist die effizientere Nutzung von Räumen erstmals Teil einer übergeordneten Strategie. Das begrüsst die Winterthurer FDP, die kurz nach der Pressekonferenz eine Medienmitteilung versandte. Die Fraktion hatte im Parlament zwei Vorstösse zur optimierten Schulraumnutzung und zur Priorisierung der Investitionskredite zugunsten der Schulhäuser eingereicht. Diese zeigten nun Wirkung, hiess es in der Mitteilung.
Wie die meisten Journalist:innen in Winterthur studierte auch Tizian an der ZHAW. Anders als die meisten aber begann er in der Kommunikation, bevor ihn der Journalismus rief. Nach fünf Jahren bei Zuriga startete Tizian bei der Andelfinger Zeitung in den Lokaljournalismus.
Doch bereits nach zweieinhalb Jahren zog es ihn weiter. Allerdings nicht, weil er die Passion für die journalistische Paradedisziplin verloren hatte, im Gegenteil. Als Mitgründer und Chefredakteur von WNTI, macht er jetzt das, was "Winti Chinde" am besten können – über ihre Stadt erzählen.