Der Weg führt von Winterthur bis an die Ukrainische Front

Am Freitag feierte im Kino Loge Kiwi die sechsteilige Doku-Serie «Operation Löschfahrzeug» Premiere. Sie begleitet Andreas Bärtschi, der seit Kriegsbeginn ausgemusterte Löschfahrzeuge in die Ukraine bringt und zeigt den eindrücklichen Weg von Winterthur bis an die Front. Ich habe mir die Doku für euch angeschaut.

Andreas Bärtschi am Freitag im Kiwi.
Andreas Bärtschi am Freitag im Kiwi. (Bild: Nina Schneider)

Als Russland 2022 in die Ukraine einfiel, wollte Andreas Bärtschi, selbst ehemaliger Feuerwehrmann, helfen. Wenige Wochen später sammelte er Spenden und startete im April 2022 seine erste Fahrt. Daraufhin gründete er den Verein «Hilfe für Ukraine 8484».

Seitdem bringt Bärtschi regelmässig Hilfsgüter und Fahrzeuge in die Ukraine. Im Februar waren er und sein Team sieben Tage unterwegs. In dieser Zeit fuhren sie sieben ausgemusterte Feuerwehrfahrzeuge 3000 Kilometer bis nach Luzk. Ihm sei es wichtig, die Fahrzeuge genau da abzugeben, wo sie gebraucht werden.

Als Bärtschi die Serie zum ersten Mal sah, habe sie ihn sehr berührt. Er nennt sie ein «Powerpaket, weil der Film sieben Tage in nur einer Stunde zusammenfasst». Er zeigt sich aber sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Marco Wohlgensinger, der den Film für Tele Top produzierte. Und er freut sich über die viele positiven Rückmeldungen, die seine Arbeit erhalte. «Es ist immer schön, wenn die Leute einem sagen, dass man es gut macht».

«Ich möchte wenigstens ein Mü – oder sogar noch weniger – helfen, damit die Ukraine ein freies Land bleibt.»

Andreas Bärtschi, ehem. Feuerwehrmann

Die Dokumentation zeigt nicht nur den langen Weg zwischen Winterthur und Luzk, sondern auch die vielen Hürden, die unterwegs warten: Zölle, Papiere, streikende Fähren. So kam es auf so einer Reise vor, dass sie wichtige Zolldokumente an irgendeiner Tankstelle ausdrucken mussten. Doch Bärtschi will nicht aufgeben. Im Film sagt er, es gebe immer einen Weg. Seine Motivation? «Ich möchte wenigstens ein Mü – oder sogar noch weniger – helfen, damit die Ukraine ein freies Land bleibt.» So plant er auch schon die nächste Hilfslieferung im Mai.

Im Film werden Andreas Bärtschis Emotionen sichtbar. Anfänglich ist er noch gelassen, reisst Witze und nimmt es auch mit Humor, als die Fähre streikt, und sie einen Umweg fahren müssen. Dass Zollbeamte ihm den Weg erheblich erschweren können, lässt auch die Stimmung und den Ton bei Grenzübergängen harscher werden.

Den Trailer zur sechsteiligen Dok gibts auf der Vereinswebsite zu sehen. Heute Abend wird der erste Teil um 18.15 bei Tele Top ausgestrahlt.
Den Trailer zur sechsteiligen Dok gibts auf der Vereinswebsite zu sehen. Heute Abend wird der erste Teil um 18.15 bei Tele Top ausgestrahlt. (Bild: Screenshot)

Nach dem Abspann bleibt es still im Saal. Einige Zuschauer:innen sind sichtlich bewegt. Stefano Bollmann, Programmleiter bei Tele und Radio Top, steht auf und sagt ins Mikrofon: «Ich muss mich kurz sammeln.» Als Marco Wohlgensinger in Luzk filmte, produzierte das Redaktionsteam von Tele Top gerade eine vergleichsweise luxuriöse Unterhaltungssendung in Arosa. Der Kontrast wirkt nach.

Wohlgensinger selbst kam nur drei Tage vor der Abreise aus Tauchferien in Ägypten zurück. Im Gespräch auf der Bühne sagt er, dass er sofort bei dem Projekt dabei war. Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt zwar erst 15 Monate als Videojournalist, doch auch sein Umfeld habe ihn bestärkt, Bärtschi zu begleiten. Wohlgensinger sagt: «Das schwierigste war es, dass ich dem Thema mit meiner Arbeit gerecht werden wollte. Und Bärtschi? Der sagt auf Nachfrage: «Ich höre erst auf, wenn der Krieg vorbei ist – und ich meine ukrainischen Freunde in die Schweiz einladen kann.»

«Operation Löschfahrzeug»

Der ehemalige Feuerwehrmann Andreas Bärtschi war durch persönlichen Kontakt mit der Feuerwehr in der ukrainischen Stadt Luzk angefragt worden, ob er nicht benötigtes Einsatzmaterial aus der Schweiz zur Verfügung stellen könnte. Seither reisten er und weitere Helfende mehrmals mit Material in die Ukraine. Der Videojournalist Marco Wohlgensinger begleitete ihn mit der Kamera bis an die Front.

Wo: Auf Tele Top Wann: Ab heute, 18.40 Uhr, mit stündlicher Wiederholung

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Fast wäre Nina ausgewandert und würde heute vermutlich in einer Londoner Szene-Bar Cocktails mischen. Zum Glück machte ihr die Pandemie einen Strich durch die Rechnung – den sie schlussendlich nie bereute. Sie hat ein Praktikum bei tsüri hinter sich und bald auch das Journalismus-Studium an der ZHAW.

In sentimentalen Momenten sagt sie: «Winterthur ist der erste Ort, an dem ich mich richtig zuhause fühle.» Vermutlich ist es dieses Gefühl, das sie zu einer Lokaljournalistin durch und durch macht.

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