«bare Ware» packt ein - Und erfindet sich dabei neu

Kaffee und Nüsse und Duschgel und und und. Im Unverpackt-Laden «bare Ware» gibt es ausser Fleisch alles, was ein gängiger Detailhändler auch anbietet. Mit einem Unterschied allerdings – alle Produkte stammen aus nachhaltiger, meist regionaler Produktion und werden unverpackt angeboten.

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Nachhaltig und regional, deshalb muss auch der Behälter selber mitgebracht werden. (Bild: Sebastian Galli)

Seit der Gründung 2017 hat sich der Laden an der Steinberggasse einen treuen Kundenstamm erarbeitet. Trotzdem haben sich die Betreiber:innen entschlossen, das Geschäft auf Ende Monat zu schliessen. Ganz vorbei ist es allerdings nicht.

«bare Ware» teilt das Schicksal anderer Nischenläden, die in den letzten Jahren eingegangen sind. «Wir haben uns nie richtig von der Corona-Krise erholt», sagt Iris Huber, Mitgründerin und Geschäftsleiterin des Ladens. «Die Leute sind nicht mehr so offen für das Konzept.» Regionale Produkte, deren ganze Lieferkette fair und nachhaltig ist – eine Idee, die grossen Anklang fand, sich aber auch in den Preisen niederschlug. In einer Welt, in der ohnehin alles teurer werde, sei der Wille gesunken, den Aufpreis zu zahlen, der Nachhaltigkeit mit sich bringt. Von einem «Aufpreis» zu reden, sei allerdings inkorrekt, sagt Iris.

«Nachhaltige Produkte sind nicht zu teuer, konventionelle sind zu billig.»

Iris Huber, Mitgründerin und Geschäftsführerin von «bare Ware»

Die Produkte von «bare Ware», trügen den «echten Preis». Denn in den Preisen konventioneller Produkte seien wichtige Faktoren nicht mit eingerechnet. Unter anderem die Landverdichtung, die für ihre Produktion nötig sei, oder die langfristigen Folgen der eingesetzten Pestizide. «Nachhaltige Produkte sind nicht zu teuer, konventionelle sind zu billig», sagt Iris.

Wie es scheint, haben die Preise nun aber die Schmerzgrenze erreicht. Stammkund:innen habe der Laden zwar nicht verloren, doch die Laufkundschaft schon. «Und mit so einem Laden musst du ohnehin immer knapp rechnen», sagt Iris. Wo möglich habe sie die Ausgaben reduziert. Doch eine Anpassung der Preise sei nie Thema gewesen, sagt Iris. «bare Ware» wollte keinen Preisdruck auf Produzenten ausüben. Und auf konventionelle Produkte umzusteigen, sei ohnehin nicht zur Diskussion gestanden. «bare Ware» sei nie profitorientiert gewesen, es ging ums Prinzip. Es sei nicht das Ziel gewesen, ein Geschäft zu haben, sagt Iris – «Der Laden ist ein Dienst an der Gesellschaft.»

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Noch kann hier eingekauft werden, «bare Ware» in der Steinberggasse (Bild: Sebastian Galli)

Dieser Dienst geht aber auch mit der Schliessung nicht verloren. Seit 2021 war «bare Ware» ein «Mitgliederladen». Für einen monatlichen Beitrag profitierten Mitglieder von reduzierten Preisen und konnten den Laden aktiv mitgestalten. Die knapp 50 Mitglieder sind die Basis, auf der die Zukunft von «bare Ware» fusst. Denn sie sind Teil der neu gegründete Genossenschaft «food depot winti».

Die Genossenschaft betreibt ab dem 16. Juli ein Selbstbedienung-Food-Depot im Kirchgemeindehaus Veltheim. Das Sortiment ist dasselbe wie das von «bare Ware». Anders als zuvor können aber nur Mitglieder der Genossenschaft im neuen Laden einkaufen. Ähnlich bisher können Genossenschafter:innen zusätzlich ein monatliches Abo lösen, um die Produkte zu einem günstigeren Preis beziehen zu können – diesmal sogar zum Einkaufspreis.

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Seba studiert in Winti Journalismus, weiss wie man ein Bier zapft, verbringt seine Wochenenden gerne auf der Schützi und kennt in Winti allerhand spannende Figuren. Seba ist ein Urwinterthurer, aufgewachsen ist er in Veltheim. Nur eines fehlt ihm für den Winti-Ritterschlag: Geboren ist er im Triemli in Zürich.

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Kommentare

Roman Hugentobler
27. Juni 2025 um 07:34

«Nachhaltige Produkte sind nicht zu teuer, konventionelle sind zu billig.»

Vielleicht sollte man sich eher einmal überlegen, weshalb der Mensch für die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse überhaupt Geld in die Hand nehmen muss. Dann wäre wohl der Grundkonsens für nachhaltige und gesunde Lebensmittel eine Selbstverständlichkeit. Diese moralisierenden Ansätze, egal ob sie von neoliberaler, grüner oder sozialliberaler Seite kommen, greifen viel zu kurz und führen nur zu Spaltung, anstatt das grundlegende Problem zu lösen.