Das Wagenkollektiv bleibt ‒ vorerst

Das «Wagenkollektiv Mumpitz» hat sich auf einer Wiese der Stadt eingerichtet. Da es sich dabei um eine illegale Besetzung handelt, will die Stadt die Besetzer:innen vom Platz haben. Nun hat sich das Bezirksgericht damit befasst. Oder eben nicht.

Wagenplatz Nägelsee
Der Wagenplatz im Nägelsee-Quartier. (Bild: zvg)

Dieses hat nun weder für noch gegen die Wegweisung des Wagenkollektivs Mumpitz geurteilt. Sondern ist gar nicht erst darauf eingetreten. Das bedeutet, dass das Gericht den Sachverhalt nicht in seinen Zuständigkeiten sieht. Die Stadt Winterthur ist anderer Meinung und hat nun ein rechtliches Verfahren beim Obergericht eingereicht. Für diese Verhandlung gibt es noch keinen Termin.

Auf dem Wagenplatz im Nägelsee-Quartier nimmt das Kollektiv den Entscheid des Bezirksgerichts trotzdem positiv auf. «Das Land gehört der Stadt. Sie nutzen es aber nicht und haben auch keine Pläne dafür. Deshalb verstehen wir den hohen Aufwand nicht, den die Stadt betreibt, um uns loszuwerden, ohne mit uns das Gespräch zu suchen». Die Stadt Winterthur meint dazu, dass der Aufwand «der Übliche für die Erstellung einer Rechtsschrift» sei. Und immer noch könne man nicht tolerieren, dass «mit einer illegalen Besetzung einfach Fakten» geschaffen würden.

Vorerst muss sich das Wagenkollektiv also nicht vor einer Räumung fürchten. Obwohl gleichzeitig auch eine Strafanzeige gegen die illegale Besetzung läuft. Ob diese schnell vorankommen wird, ist aber fraglich, denn laut Kollektiv seien sich die Behörden nicht sicher, was überhaupt der Tatbestand sei.

«Wir bleiben so lange wie möglich.»

Wagenkollektiv Mumpitz

Aufgeben sei sowieso keine Option. Denn das Anliegen des Kollektivs ist immer noch das Gleiche. Es soll in Winterthur Platz haben für alternative Wohnprojekte. Mittlerweile befasst sich auch die kommunale Politik mit solchen Anliegen. Am Montag ist ein Postulat von SP und AL im Stadtparlament besprochen worden, das eine Wohnzone für (Wohn-)Wagen forderte. Damit würde laut SP und AL die «Vielfalt im städtischen Wohnraum» gestärkt. Das Parlament ging aber nicht darauf ein, vor allem auch, da noch eine Antwort auf eine Interpellation, also eine Frage an den Stadtrat, zum gleichen Thema hängig ist.

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SVP, FDP, Mitte, GLP und EVP unterstützten das Postulat nicht.

Gleichzeitig hat die IG Camping letzte Woche angekündigt, ein Referendum gegen den Neubau des Campings Schützenweiher zu ergreifen. Das Kollektiv unterstützt die IG Camping, die sich dagegen wehrt, dass mit dem Neubau des Platzes und dem Verpachten an den TCS das Dauercampen nicht mehr möglich sein wird.  

Wie die Zukunft aussieht, weiss weder die Stadt noch das Wagenkollektiv genau. «Wir sind immer noch gesprächsbereit», betont das Kollektiv. Und neben der Auseinandersetzung mit der Stadt beschäftige man sich auch noch mit anderen Dingen: «Zurzeit planen wir ein Open-Air-Kino für die Nachbarschaft auf dem Wagenplatz».

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Gioia ist nicht nur in der Redaktion bei WNTI tätig, sondern arbeitet auch als Videoredaktorin bei SRF News. Winterthur kennt sie bestens, denn sie verbrachte hier ihre Gymnasialzeit. Ausserdem ist es gut möglich, dass sie mehr über dein Haus weiss als du selbst, denn schon bei der Historiker:innen Zeitschrift schrieb sie über die faszinierenden Geschichten, die in den Mauern und Fassaden der Städte verborgen sind. Ihre Leidenschaft für die früheren Lebenswelten der Winterthurer:innen ist ebenso ausgeprägt wie ihre Neugier auf die Lebensrealitäten anderer Menschen.

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