Das neue Fotomuseum im Realitäts-Check
Am Samstag öffnet das umgebaute Fotomuseum seine Türen. Und lädt zu einer verführerischen, aber nicht immer leicht verdaubaren Ausstellung.
Auch wenn wir heute alle täglich fotografieren und das zum Teil gar nicht schlecht, gibt es immer noch Menschen, die das sehr viel besser können als der Durchschnitt. Ich feiere professionelle Fotografie und bin froh, dass nicht jede dahergelaufene Selfieposerin und jeder selbsternannte iPhone-Knipser ihre Werke im Museum ausstellen dürfen. Wobei;
derzeit hängen im Fotomuseum Winterthur solche Bilder. Die sind allerdings Bestandteil der 14 Kunstprojekte, welche im Rahmen der Wiedereröffnungsausstellung «The Lure of the Image – Wie Bilder im Netz verlocken» ausgestellt werden.
Ich mag den Geruch von frischen Materialien wie Farbe, Lack oder Holz. Es ist der Geruch des Neuen. Er hängt noch in jedem Quadratmeter des umgebauten Fotomuseums fest. Das sanierte Foyer empfängt die Besuchenden mit warmen Farben und rohen Materialien. Ein Teil des Obergeschosses wurde entfernt, um mehr Tageslicht in den Eingangsbereich zu bekommen.
Das Wohnhaus im Hinterhof wurde abgerissen und das Backsteingebäude im Textilfabrik-Stil durch einen Neubau erweitert. Er beherbergt Werkstattflächen und einen Ausstellungsraum, wodurch der frühere Ausstellungraum im gegenüberliegenden Fotozentrum der Fotostiftung abgetreten werden konnte. Der Fokus lag insgesamt nicht auf Vergrösserung, sondern auf Optimierung. Das Fotomuseum beherbergt eine Ausstellungsfläche von insgesamt 1000 Quadratmetern.
Der Umbau dauerte zwei Jahre und wurde vom Winterthurer Architekturbüro RWPA realisiert. Ihre Projektidee wurde aus insgesamt 25 ausgewählt. Die Planung begann schon bald, nachdem Museumsdirektorin Nadine Wietlisbach 2017 die Leitung übernommen hatte. Dass sie und das ganze Museumsteam immer stark in das Bauprojekt involviert waren, habe zum Vorteil gehabt, dass wenig Fehler passiert seien und es keine bösen Überraschungen gab. Jetzt freue sie sich auf den Realitäts-Check.
Die Eröffnungsausstellung, welche – wie auf der Webseite zu lesen ist – «die zeitgenössischen Formen der Fotografie als digitale Verführungskünstlerin beleuchtet», ist in verschiedene, abgetrennte, Räume aufgeteilt. Man bewegt sich sozusagen von Zimmer zu Zimmer.
Die Rundreise beginnt mit leicht verdaulichen, aber nicht wenig raffinierten, grossen Stillleben-Fotografien, angelehnt an die Welt der Emojis. Der Aufbau ist dramaturgisch bewusst niederschwellig gestaltet, damit auch nicht abgebrühte Social-Media-Nutzende einen sanften Einstieg finden. Das als verstörend und erschreckend deklarierte Bildmaterial kommt erst gegen Ende. Triggerwarnungen wurden in mehreren Räumen angebracht. Ich hätte diese vor allem für eine unerwartete Aufnahme, auf der eine fette Spinne in einem Kaffee hockt, gebraucht.
Das Fotomuseum gibt es seit 32 Jahren. Es war in der Schweiz das erste seiner Art. Krass, welchen Entwicklungsweg die Fotografie in dieser kurzen Zeit zurückgelegt hat und wie unvorstellbar der Alltag ohne sie geworden ist.
Dem Stadtfilter sagte die Museumsdirektorin Nadine Wietlisbach im Interview, sie hätten als Museum «den Kopf in der Welt, das Herz in Winterthur». Was das genau bedeute? Sie seien international vernetzt, was wichtig sei – aber auch dadurch möglich, dass sie in Winterthur eine gute «Base», ein Zuhause hätten. Das Fotomuseum sei in erster Linie immer für Winterthur dagewesen.
Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.
Robyne ist freischaffende Fotografin in Winterthur. Sie fotografierte unter anderem für die Musikfestwochen, die Stadt Winterthur oder den Art Salon Zürich.