1000 Cevis im grössten Lager seit Jahren
Was Cevi, Pfadi und Jubla angeht, bin ich ein ziemliches Greenhorn. Umso überraschter war ich, als ich das Sommerlager des Cevi Winterthur-Schaffhausen besuchte.
Das Gelände riesig, aus dem lagereigenen «Radio Tüüfsee» schallt Pop aus den 2000ern und die Bauten mit Bühne, Kaffee, Sitzplätzen, Aussichtstürmen und Sanitätszelt erinnern eher an ein Open-Air als an ein Lager. Spyro, ein Urgestein des Cevi Seen, versichert mir aber, dass das nicht jedes Jahr so sei. Zusammen mit weiteren ehemaligen Cevianer:innen hat er ein solarbetriebenes «Hafe Kafi» gebaut. (Später lest ihr noch mehr über ihn.) «Wir dachten, wir hätten mit Abstand das grösste Gebäude in diesem Lager, aber der Turm, der gerade neben uns steht und auch alle anderen Gebäude sind riesig.» Im Alltag hat Spyro einen anderen Namen, aber im Cevi spricht man sich meist nur mit dem Cevinamen an.
Der Cevi Winterthur-Schaffhausen befand sich nämlich vom 15. Juli bis am 24. Juli im gemeinsamen Sommerlager im Thurgauischen Lustdorf. Circa tausend Personen inklusive Leitende und Kinder nahmen daran teil. Das erste gemeinsame Sola (Sommerlager) der Regionen fand im Jahr 2011 statt. Eigentlich war der Plan, dass alle sechs Jahre ein solches gemeinsames Lager durchgeführt wird. Einmal hat das auch geklappt. Das gemeinsame Lager fand ein zweites Mal im Jahr 2017 statt. Im 2023 gab es kein Lager, weil sich kein OK gefunden hat. Man sei immer auf die helfenden Hände und Unterstützer angewiesen, wie das OK sagt. Nun, mit zwei Jahren Verspätung, fand das dritte gemeinsame Sola statt.
Auf einer grossen Wiese ist in der Woche vor dem Lager die Zeltstadt «Aquileya» herangewachsen. Dazu sägten, schrauben und bohrten 350 Helfende während vier Tagen und errichteten bereits Türme, Zelte und eine Bühne. Eindrücke sind auch auf der Website des Lagers zu sehen. Einen Teil der Ressourcen zum Aufbau konnte der Cevi über ein Crowdfunding finanzieren. Auf der Website rechneten sie mit 80’000 Franken Kosten für die Verpflegung, 20’000 Franken für Bodenschutzplatten und weiteren 30’000 Franken für die Sanitäranlagen. Mit dabeisein konnten alle Kinder ab acht Jahren. Das Normale sei aber schon, dass vor allem Kinder teilnehmen, die auch im Cevi sind.
Es sei einfach eine ganz besondere Art von Lager, sagt Neiluna. Die 20-Jährige ist Leiterin bei der Cevi Abteilung Seen und hat auch im OK mitgeplant. «Es macht einfach mega Spass, vor allem die Gemeinschaft innerhalb der einzelnen Abteilungen. Das geht ansonsten ein wenig verloren.» Ausser dem Albanifest, welches die Winterthurer Abteilungen jeweils gemeinsam organisieren würden, hätten die einzelnen Regionen kaum Berührungspunkte.
Das bestätigen auch Iavara und Ravera. Die 14- und 15-jährigen Jungleiterinnen aus Oberi sind dieses Jahr das erste Mal als Leiterinnen mit dabei. In Lagern mit dem Cevi seien sie zwar schon mehrere Male gewesen, aber als Leiterin sei es schon noch einmal anders als wenn man nur «Mitmacherin» sei. «Am Anfang war der Druck vor der kommenden Aufgabe gross, aber wir haben es uns anstrengender vorgestellt als es tatsächlich ist.» Speziell dieses Lager mit seiner enormen Grösse biete einem die Gelegenheit, sich selbst zu verwirklichen und viele neue Personen kennenzulernen. Für die beiden Jungleiterinnen sei das Lager bereits ein voller Erfolg.
Neiluna ist hier noch etwas zwiegespalten. Sie habe extrem viel Zeit investiert in die Vorbereitung und Planung für ihre Spiele während dem Lager. Insgesamt seien es etwa 120 Stunden an freiwilliger Arbeit gewesen, die sie gemacht habe. Wenn sie ein Spiel für 70 Kinder plane, sei sie sich relativ sicher, dass alles funktionieren werde. Nun, mit mehr als zehnmal so vielen Kindern, sei das etwas anderes.
Drei der glücklichen Nutzniesserinnen von Neilunas Planung sind Peach, Farfalla und Chacha. Sie besuchten alle schon mehrere Lager und sind, wie die meisten hier, schon seit praktisch eh und je im Cevi. «Es ist so lustig, mit so vielen Zelten», sagt Peach. Chacha ergänzt: «Die vielen verschiedenen Personen machen es aus. Wir können so viele neue Leute kennenlernen aus dem Cevi.»
Viel mehr Fragen können sie nicht beantworten. Der Leiter ruft, sie würden zum nächsten Posten aufbrechen. Die Traube von Kindern rollt schon langsam an. Bei einem kann man sich aber sicher sein, ohne sie zu fragen: Spass haben die Drei auf jeden Fall.
Interview mit Spyro, 33, aus Seen
Das Interview ist in unserer Rubrik «Wegbegleiter» im Newsletter vom 28.07.2025 erschienen.
Spyro, wie kommt man auf die Idee, ein Café in einem Cevi-Sommerlager aufzubauen?
Als ehemalige Cevianer:innen wollten wir eigentlich aus Jux ein Glacé-Velo bauen. Eines Abends, als wir mit den richtigen Personen zusammensassen, ist die Idee vom solarbetriebenen «Hafe Kafi» entstanden.
Auf dem ganzen Dach sind Sonnenkollektoren. Wäre es nicht einfacher den Strom aus der Leitung, wie alle Anderen, zu beziehen?
Es war meine Vision. Ich wollte den Kindern zeigen, dass man ein Café auch nachhaltig betreiben kann. Wir sind Strom-Autark, betreiben Kühlschränke, Kaffeemaschine, Backofen und weitere Geräte nur mit dem Strom vom Dach und können gleichzeitig noch unsere Batterie laden. Die Kinder sollen verstehen, dass nachhaltige Energie funktionieren kann und sehen das gleich hier.
Habt ihr eure Erwartungen mit dem «Hafe Kafi» erfüllt?
Wir wollten alle Personen zusammenbringen und eine gute Zeit haben. Auch wenn wir das vor allem mit Leuten aus der Cevi Seen geplant haben, übernehmen Mitglieder aus allen Abteilungen Schichten im Café. Wir haben unsere Erwartungen mit diesem Projekt übertroffen und sind super zufrieden. Bis jetzt haben wir auch nur positives Feedback erhalten. Ich glaube, die Leute merken auch, wenn eine Gruppe hinter einem Projekt steht und motiviert ist.
Von wo kommen die Cevi Foulards?
Der Text ist in unserer Rubrik «Winti Weiss» im Newsletter vom 28.07.2025 erschienen.
Ist euch das auch schon aufgefallen? Um den Hals tragen die Cevianer:innen ein aufgerolltes Tuch. Wenn sie ihr Hemd tragen, dann um die Schulter.
Die sogenannten Krawatten sind neben dem blauen Hemd das klassische Erkennungsmerkmal einer Cevianer:in. Das Cevi-Foulard, so nennen es die Winterthurer Abteilungen, zeigt je nach Farben an, aus welchem Teil der Schweiz die Tragende stammt. So können geübte Blicke schon von weitem erkennen, aus welcher Abteilung die fremde Cevianer:in stammt. Da kommen ganz schön viele Farbkombis zusammen. Falls du als Cevi-Mitglied doch nicht so Profi bist wie vielleicht gedacht, oder einfach einmal stöbern möchtest, findest du hier alle Cevi-Krawatten aufgelistet. Insgesamt 187 verschiedene Foulards sind auf der Website vertreten.
Ein Foulard mit den Farben der eigenen Abteilung erhält man in der Region Winterthur und Schaffhausen erst ab der Leitungsstufe. Vorher tragen alle ein schlichtes, blaues Foulard. Das ist aber je nach Abteilung ein wenig unterschiedlich.
Von wo die Cevi-Krawatte genau herkommt, lässt sich anhand von Quellen nicht ganz genau sagen. Bei der Pfadi aber kommt die Idee für ihr Foulard vom Gründer Robert Baden-Powell. Der Brite befand sich in Afrika und nutzte das Foulard, ganz praktisch, als Sonnenschutz für den Nacken, wie es auf der Website der Pfadi heisst. Ausserdem waren die Foulards praktisch für Verbände und als Taschentuch, diese Multifunktionalität machte das Halstuch zum Teil der Pfadiausrüstung.
Disclaimer: Liebe Cevianer:innen, ich will euch auf keinen Fall mit den Pfadis vergleichen, oder behaupten, dass ihr euer Foulard abgekupfert habt. Dass die Inspiration für das Foulard aus Baden-Powell-Zeiten stammt, ist aber sehr wahrscheinlich.
Er studiert Kommunikation und Medien an der ZHAW und sammelt bei WNTI zwei Monate Arbeitserfahrung. «Um herauszufinden, wie es um den Journalismus wirklich steht», sagt er. Hoffentlich können wir ihm zeigen, dass es der Branche besser geht, als ihr nachgesagt wird.