Wieso Geschichte wichtig ist
Geschichte vor Ort
(Gedanken des neuen Präsidenten des Historischen Vereins Winterthur)
History Matters – unter diesem Motto stand letztes Jahr das 150. Jubiläum des Historischen Vereins von Winterthur. Was in manchen Ohren möglicherweise wie ein salopper Slogan klingen mag, ist für mich ein Weckruf. Ich will mich engagieren – gerade jetzt!
Nie wieder Krieg, hiess es vor 80 Jahren, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Und heute? Die Welt scheint aus den Fugen und ich frage mich, wo ist die Erinnerung geblieben? Genau gegen dieses Vergessen gilt es anzutreten. Denn Rechtsstaatlichkeit und Pluralismus sind nicht selbst gegeben. Sie könnten bald schon weggepustet sein. Dann nämlich, wenn nur noch diejenigen gehört werden, die am lautesten schreien. Die ganze Digitalisierung, Social Media mögen ihre positiven Seiten haben – nur Orientierung bieten sie nicht, weil jede und jeder jederzeit ihren oder seinen Senf zum Besten geben kann – ungeschützt und ungeprüft.
Abhilfe schafft da eigentlich nur unser Gedächtnis – eine der grossartigsten Eigenschaften, womit wir Menschen ausgestattet sind. Die Auseinandersetzung mit Geschichte fördert diese Eigenschaft. Noch besser, sie fördert das kritische Denken. Einst war Winterthur eine bedeutende Industriestadt. Vor allem aber gilt und galt Winterthur als Ausgangspunkt der Demokratiebewegung in unserem Land und weit darüber hinaus. Das ist ein bedeutendes Erbe, das wach zu halten und weiterzuentwickeln gerade heute allemal lohnt. Dafür engagiere ich mich und ich wünsche mir, meinen neuen Job als Präsident des Historischen Vereins gerade dafür nutzen zu können, um auf Menschen zuzugehen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass nicht vergessen geht: Geschichte (er-)zählt!
Christian Huggenberg ist neuer Präsident des Historischen Vereins Winterthur und leitet mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern das Museum Schaffen.
Unter der Rubrik «Geschichte vor Ort» schreiben verschiedene Autor:innen aus dem Geschichtennetzwerk Winterthur.