Warum machen Badis immer Minus?
Kaum liegt der erste Schwümbi-Tag hinter uns, kommt das Wasser schon wieder von oben. Passend dazu hat uns eine Leser:in gefragt, weshalb die Badis nicht rentieren. Vorab: Am Wetter liegt das nicht.
Zuerst einmal steckt hinter der Frage eine Behauptung. Und die ist so nicht ganz richtig: Eigentlich können die vier Freibäder und das Hallenbad Geisi in Winti keinen Verlust machen. Denn sie sind allesamt städtische Anlagen und somit in der Hand der Steuerzahlenden. Entweder finanzieren wir unsere Badis also direkt über die Eintrittsgelder, indirekt über Steuern ‒ oder gar nicht. Das haben wir selbst in der Hand.
Worauf unsere Ideengeber:in wohl hinauswill: Weshalb werden die Schwümbis nicht komplett über die Eintrittspreise finanziert? Andere städtisch organisierte Angebote des Service Public funktionieren so, etwa die Altersheime oder Stadtbus. Als sogenannte Eigenwirtschaftsbetriebe müssen sie sich selbst finanzieren. Und dürfen unter bestimmten Bedingungen sogar Gewinne für den allgemeinen Steuerhaushalt abwerfen. Der Eigenwirtschaftsbetrieb «Parkieren Winterthur» erwirtschaftete 2024 zum Beispiel einen Ertragsüberschuss von knapp 1,2 Millionen Franken, 90 Prozent davon durften in die Steuerkasse übertragen werden.
Andere Angebote hingegen werden überhaupt nicht von der Stadt gestützt. Wer in Winterthur beispielsweise klettern gehen möchte, muss das zu Marktpreisen tun. In der Halle «6a plus» kostet ein Einzeleintritt 33 Franken.
Dass ausgerechnet Bäder von der öffentlichen Hand finanziert werden, habe historische und kulturelle Gründe, sagt Dave Mischler, der Geschäftsführer des Sportamts. Das Sportleitbild der Stadt, vom Parlament 2006 verabschiedet, lege dafür die rechtliche Grundlage.
Der Betrieb der Winterthurer Freibäder sei im Vergleich zum Hallen- und Freibad Geiselweid kostensparend organisiert. Denn sie werden von Genossenschaften betrieben, in denen viel ehrenamtliche Arbeit geleistet werde. «Dort sind zum Beispiel Handwerker dabei, die für die Badi unter ihrem Tarif arbeiten», sagt Dave Mischler. Was mehr als 10’000 Franken Unterhaltskosten verursache, werde vom Sportamt finanziert.
Das Geisi alleine kostete die Stadt im vergangenen Jahr abzüglich der Erlöse aus Eintritten noch 3,5 Millionen Franken. Die vier Freibäder (Wolfi, Oberi, Töss, Wülflingen) weitere 2,1 Millionen Franken.
Ein Blick auf die einzelnen Bassins zeigt aber, dass manche «rentabler» sind als andere. Im Geisi zahlt die Stadt pro Eintritt 10.40 Franken obendrauf, ähnlich bei der Badi Töss (9.80 Franken). Im kleinen, aber viel besuchten Wolfi liegt dieser Kostenüberschuss nur bei 5.80 Franken. Wülflingen folgt mit 5.85 Franken knapp darauf, nach dem Geisi ist es die mit über 80’000 Eintritten meistbesuchte Badi Winterthurs. Vergleichsweise schlecht schneidet Oberi ab: Um die Kosten der Badi alleine mit Eintritten zu decken, müsste jede Besucher:in im Schnitt 17 Franken draufzahlen.
Diesen besonders hohen Kostenüberschuss verursachen laut Dave Mischler die Abschreibungen. Weil die Badi in Oberi 2012 komplett neu gebaut wurde, sind die Wertverluste auf den Anlagen noch relativ hoch, verglichen mit einem Bad, das schon seit 30 oder 40 Jahren in Betrieb ist.
Aber zurück zur Einstiegsfrage: Warum machen Badis immer Minus? Ganz einfach: Weil die Eintrittspreise zu tief sind. Wir als Gesellschaft haben uns aber darauf geeinigt, Freibäder nicht alleine über die Eintrittspreise, sondern auch über die Steuern zu finanzieren. Es handelt sich um eine Mischrechnung, genau wie bei vielen anderen Infrastrukturen auch.
Wie die meisten Journalist:innen in Winterthur studierte auch Tizian an der ZHAW. Anders als die meisten aber begann er in der Kommunikation, bevor ihn der Journalismus rief. Nach fünf Jahren bei Zuriga startete Tizian bei der Andelfinger Zeitung in den Lokaljournalismus.
Doch bereits nach zweieinhalb Jahren zog es ihn weiter. Allerdings nicht, weil er die Passion für die journalistische Paradedisziplin verloren hatte, im Gegenteil. Als Mitgründer und Chefredakteur von WNTI, macht er jetzt das, was "Winti Chinde" am besten können – über ihre Stadt erzählen.