Sitting, waiting, wishing.

Abwarten ja, Tee trinken nein. Ruedi Weigold, der Geschäftsinhaber von Bolli Modestoffe, sucht ein neues Geschäftslokal. Und das ziemlich unfreiwillig.

Ein klares Nein – das hat Ruedi Weigold bekommen. 2013 übernahm er das Bolli Textilwarengeschäft von seinem Vater, davor gehörte es dessen Onkel. Seit 26 Jahren ist Bolli an der Steinberggasse 12/14 zu Hause. Während ich mit Ruedi Weigold in der Riva Bar sitze, halten immer wieder Personen an unserem Tisch für ein kurzes «Hallo» und einen Schwatz. «Scho en Chäs, hä», sagt ein Kollege. Was ist passiert? 

Anfang Jahr erfuhr Weigold, dass es einen Hausbesitzerwechsel geben würde. Im April wurde er darüber informiert, dass die Miete verdoppelt wird. Wie die Winterthurer Zeitung bereits berichtete, war schnell klar, dass das Geschäft zügeln muss. «Wir sind ein Kleinunternehmen, wir können nicht plötzlich das Doppelte zahlen», so Weigold. Wie auch der Landbote schreibt, haben sich die Parteien vor der Mieterschlichtungsstelle getroffen. Die einmalige Mieterstreckung von zwei Jahren und acht Monaten ohne Mietzinserhöhung habe der neue Eigentümer beim Mietgericht angefochten.

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Ruedi Weigold schaut nach vorne. (Bild: Maria Wyler)

Trotz der misslichen Lage sieht es Weigold auch positiv: «Es ist eine Chance. Mit einem Neustart haben wir die Möglichkeit, den Betrieb zu überdenken und Dinge zu optimieren.» Dass Bolli in der Altstadt bleiben kann, hält er für unwahrscheinlich.

Für den Geschäftsmann ist die Steinberggasse mehr als nur der Ort, wo der Bolli steht. Er ist Präsident des Vereins Steinberggasse und Metzggasse und Mitglied bei der City-Vereinigung Junge Altstadt. Wenn er in der Grüze oder in Wülflingen lande, sei wohl auch das vorbei, sagt er. Davor, dass er seine Kundschaft verliert, hat Weigold keine Angst. Wichtig sei, dass man am neuen Ort vorfahren könne – wegen der Nähmaschinen. Bis zu 400 Personen gehen täglich im Textilwarengeschäft ein und aus. «Die werden auch der Steibi fehlen», meint Weigold.

Für den Neuaufbau hat er bereits einen Unternehmensberater am Start. Da er den Laden im Rohbau übernommen habe, gehöre praktisch alles ihm, was da drin sei, erzählt er. Mit einem Flyer bittet er die Stadt um Hilfe bei der Suche. «Bis Ende Jahr will ich wissen, wie es weitergeht», so der Geschäftsführer. Zum Glück habe er ein super Team. Dass er die 32 Angestellten möglichst nahtlos weiterbeschäftigen kann, ist ihm das wichtigste Anliegen. Trotz Abschiedsschmerz und Unverständnis ist der Inhaber guter Dinge: «Das schaffen wir.»

Bolli ist froh um deine Mithilfe. Gesucht werden konkret: 400 bis 500 Quadratmeter Verkaufsfläche, 100 bis 200 Quadratmeter für Büro, 300 bis 400 Quadratmeter Lager, Werkstattfläche und Schulungsräume für Nähkurse.

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Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.

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