Ein Leben für die Röntgentechnik!
Geschichte vor Ort
Der Berufsalltag von Pflegepersonal war auch vor 100 Jahren schon herausfordernd und intensiv. Zum Beispiel jener von Schwester Leonie Moser (1897–1959), Röntgenschwester der ersten Stunde, die sich Zeit ihres Lebens mit der damals neuartigen Röntgentechnik auseinandersetzte und mit 61 Jahren an den Folgen der Röntgenstrahlung qualvoll starb.
Eine wichtige Station im Leben von Leonie Moser war das Kantonsspital Winterthur, wo bereits um 1900 ein «Röntgenkabinett» eingerichtet worden war. Den hierzu benötigten Strom lieferte die benachbarte Brauerei Haldengut, kostenlos! Beim Strom blieb es wohl aber auch, denn zum Biertrinken blieb der Röntgenschwester, die 1920–1922, 1936–1945 und 1950–1953 in Winterthur angestellt war, nicht viel Zeit. Die Röntgentechnik machte grosse Fortschritte, und die Röntgenabteilung wurde laufend ausgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wuchs der Druck ins Unerträgliche: Leonie Moser berichtet in ihren Lebenserinnerungen von Schwesternmangel, endlosen Warteschlangen für die «obligatorische Ein- und Austrittsdurchleuchtung» und von «Ärger, Verdruss und Überlastung», die bei ihr zu «psychischen Katastrophen» führten. Da half vielleicht nur noch Humor und Selbstironie, worüber Leonie Moser offensichtlich verfügte. Blättert man in ihren Fotoalben, stösst man auf Kommentare wie «Nach der ‹Schlacht› im Aseptischen» neben einer Aufnahme eines noch ungereinigten Operationssaales oder auf eine «Gemütliche Bluttransfusion» mit rauchenden Ärzten und Wein aus der Korbflasche.
Hinweis: Im Rahmen der Kulturnacht Winterthur findet am Samstag, 20. September in der Sammlung Winterthur eine szenisch-historische Inszenierung von Leonie Mosers Alltag als Röntgenschwester statt. Mehr Infos findest du hier.
Unter der Rubrik «Geschichte vor Ort» schreiben verschiedene Autorinnen und Autoren aus dem Geschichtennetzwerk Winterthur. Regula Geiser ist Historikerin und betreut das Bildarchiv der Winterthurer Bibliotheken.
Unter der Rubrik «Geschichte vor Ort» schreiben verschiedene Autor:innen aus dem Geschichtennetzwerk Winterthur.