«Keine Wunderlösung» - Die Stadt wertet den Mattenbach auf

«Der Mattenbach ist mehr als nur irgendein Bach», sagt Christa Meier am Dienstagabend in der alten Kaserne. Etwa 100 Leute haben sich im Saal eingefunden, um zu erfahren, wie die Stadt plant, den Mattenbach aufzuwerten. Auf dem Wappen des Quartiers fliesse der Bach in «lustigen Schleifen», in Realität aber seit Jahrzehnten gerade, fuhr Meier fort. Das soll sich mit dem Projekt «Entre Terre et Eau» ändern.

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Landschaftsarchitektin Céline Baumann präsentiert ihre Vision eines grünerer Mattenbachs (Bild: Sebastian Galli)

Es sei das Ziel gewesen, mit mehreren Mitwirkungsanlässen alle Stimmen der Bevölkerung in das Projekt einfliessen zu lassen, sagt Meier. Dennoch sei dem Stadtrat bewusst, dass es auf so engem Raum keine «Wunderlösung» gebe, die allen gefallen werde. Prophetische Worte, wie sich herausstellen wird. Doch zuerst die Pläne für die Zukunft des Mattenbachs. Drei Planungsteams hatte die Stadt Anfang Jahr für ihren Studienauftrag ausgewählt.

Landschaftsarchitektin Céline Baumann stellt an diesem Abend das Siegerprojekt «Entre Terre et Eau» direkt selber vor. Der Mattenbach solle in Zukunft nicht nur ein Bach, sondern ein Lebensraum sein, sagt sie. Konkret bedeutet dies ein von Beton befreites, flaches Gewässer mit viel Grün, an dem sich mehr Lebewesen als nur der Mensch wohlfühlen. Weg müssen allerdings die Leute, die gerne mit dem Velo zügig dem Ufer entlang fahren. Sie werden in Zukunft über die Waldeggstrasse radeln müssen, denn im Konzept von Baumann gibt es nur einen Weg, statt wie heute zwei. Er führt in Flussrichtung dem rechten Ufer entlang. Es soll ein Fussweg sein, auf dem auch Velos erlaubt sind – allerdings nur in gemütlichem Tempo.

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Etwa so könnte der Mattenbach in Zukunft aussehen. Vielleicht mit etwas weniger exotischen Bäumen (Bild: Stadt Winterthur)

Weiter oben bei den Pünten sind die grössten Änderungen geplant. Dort sieht das Konzept von Baumann eine Verlegung des Bachs vier Meter Richtung Eschenberg vor. Dort, wo jetzt noch das Wasser fliesst, flanieren in Zukunft Fussgänger:innen über einen Kiesweg. Die Verlegung des Bachs erlaube es, dessen Sohle anzuheben. So wollen die Planer die Böschung abflachen und ein direkter Zugang zum Wasser ermöglichen. Sitzgelegenheiten, Trittsteine im Bach und ein Brunnen in Form eines Fisches, dessen Fontaine bei schönem Wetter einen Regenbogen wirft, sollen zum Verweilen einladen.

Und was ist mit dem Hochwasserschutz? Dieser ist laut der Stadt neben der Revitalisierung ein zentraler Aspekt der Zukunftspläne. Es klingt ein wenig paradox – trotz der Anhebung der Bachsohle erhöht das Konzept durch die Verschiebung des Bachbetts die Abflussmenge erheblich, da der Bach bei ausserordentlichem Hochwasser auf den Gehweg überlaufen kann. Laut Timo Heinisch, zuständig für den Wasserschutz beim Projekt, sei der Schutz gegen ein «einhundertjähriges Hochwasser» gewährleistet.

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Der Bach ist flach, Wasser hält er trotzdem. Ein Querschnitt des verlegten Bachbetts. (Bild: Stadt Winterthur)

Nach knapp einer Stunde nähert sich die Präsentation in der alten Kaserne dem Ende. Während das Catering an den Tischen neben der Bühne den Apéro vorbereitet, ist es Zeit für Verständnisfragen. Die erste Frage hätte wohl «Was ist eine Verständnisfrage?» lauten sollen, denn davon kommen herzlich wenige. Viel eher machen Anwesenden ihrem Unmut Luft. Das meiste davon fusst darauf, dass es sich hier um ein Konzept handelt, nicht um ein fertig ausgearbeitetes und geplantes Projekt. Eine Frau sagt, dass das ganze ja «nice to have» sei, sie frage sich aber, wer das bezahlen soll? Martin Joos vom Tiefbauamt erklärt daraufhin, dass es zu früh sei, über Kosten zu sprechen. Das Konzept müsse nun erst auf die Projektebene gebracht werden. Da würden dann die Kostenfrage, Verhältnismässigkeit und Abwägung von Interessen geprüft.

«Alles nice to have, aber bezahlt das?»

Frage aus dem Publikum

Ein älterer Herr, der früher Gemeinderat für die Freiheits-Partei Schweiz war, enerviert sich darüber, dass an diesem Anlass nichts zum Hochwasserschutz gesagt worden sei. Von den lauten «momol» und «doch, doch» Rufen lässt er sich nicht irritieren. Timo Heinisch, der daraufhin nochmals auf die Bühne gebeten wird, versichert ihm, dass das Konzept natürlich alle Vorschriften von Kanton und Bund einhalte. Zum Schluss will noch jemand wissen, ob er denn nun seine Pünt abgeben müsse. Auch hier ist die Antwort der Stadt dieselbe: Es handle sich hier um eine Idee. Diese werde nicht von heute auf morgen umgesetzt, noch sei nichts in Stein gemeisselt.

Bei allen Unklarheiten und Auffälligkeiten an diesem Abend, lässt sich eines sagen: Es wird noch einiges an Wasser den Mattenbach herunterfliessen, bis aus dem Konzept «Entre Terre et Eau» von Céline Baumann und ihrem Team ein konkretes Bauprojekt wird.

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Seba studiert in Winti Journalismus, weiss wie man ein Bier zapft, verbringt seine Wochenenden gerne auf der Schützi und kennt in Winti allerhand spannende Figuren. Seba ist ein Urwinterthurer, aufgewachsen ist er in Veltheim. Nur eines fehlt ihm für den Winti-Ritterschlag: Geboren ist er im Triemli in Zürich.

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