Chopfab produziert nur noch Spezialitätenbiere
Die Brauerei in Grüze wird nicht geschlossen, letzte Woche gab es Gerüchte dazu. Jedoch wird ein Grossteil der Produktion und die Logistik nach Appenzell verschoben. Nur die Spezialitätenbiere werden weiterhin lokal gebraut.
Künftig werden in der Chopfab Brauerei nur noch Spezialbiere gebraut. Letzte Woche gab es das Gerücht, dass die Brauerei in Grüze geschlossen werde, Inside Paradeplatz berichtete. Aurèle Meyer, der CEO von Locher, stellte gegenüber dem Tages-Anzeiger allerdings klar, dass die Brauerei nicht geschlossen wird. An der Medienkonferenz in Appenzell gestern informierte die Locher-Gruppe genauer zur weiteren Entwicklung ihrer Standorte, unter anderem Chopfab.
In Winterthur gibt es drei lokale Biere: Stadtguet, Euelbräu und Chopfab. Wobei letzteres weit über Winterthur hinaus getrunken wird. Die Brauerei gehört seit einem Jahr zur Locher-Gruppe aus dem Appenzell und wird als nationale Marke geführt.
Chopfab sei laut Aurèle Meyer, CEO von Locher, «überdimensioniert» gewesen, dies ändere sich nun mit der Verlagerung der Logistik und Abfüllstation nach Appenzell. Für die Kunden sei es praktischer, wenn sie direkt bei Locher die unterschiedlichen Biermarken bestellen können und dann nur eine Lieferung bekommen.
Es sei klar, dass in der Logistik Mitarbeitende gehen müssten, teilte Philip Bucher mit. Konkret sind das sechs der 35 Angestellten in Winterthur. Sie seien frühzeitig informiert worden, so der Geschäftsführer der Chopfab Boxer AG. Einen Sozialplan brauche es nicht. In dem familiären Umfeld habe man gemeinsam mit den Mitarbeitenden nach Lösungen gesucht und für vier eine solche gefunden.
Der Wachstumsmarkt ist alkoholfrei
Philip Bucher, Geschäftsführer von Chopfab Boxer AG
Die gut verkauften Biere von Chopfab – das Draft, das Lager, das Amber und das Pale Ale – werden zukünftig in Appenzell gebraut. Nur noch die Spezialitäten-Biere werden in Winterthur produziert – wohlgemerkt mit Appenzeller Wasser.
In Winterthur stehe aber die modernste Entalkoholisierungs-Anlage. Im Moment werde deswegen getestet, ob es sich lohne, auch anderen Bieren der Locher-Gruppe hier den Alkohol zu entziehen. So würde der Fokus in der Grüze auf alkoholfreie Biere und andere Getränke gelegt werden, «der Wachstumsmarkt ist alkoholfrei» stellte Bucher fest. Der Bierkonsum sinkt seit 2008 – im Jahr 2024 trank eine Schweizer:in im Durchschnitt noch 49,3 Liter Bier. Das ist ein Rückgang von 15 Prozent. Alkoholfreie Biere werden jedoch immer häufiger getrunken. 2010 war der Anteil alkoholfreier Biere am Markt bei 2,3 Prozent, letztes Jahr schon bei 7,1 Prozent.
Der heute 51-jährige Philip Bucher und der 53-jährige Jörg Schönberg hatten 2012 hatten die Doppelleu Brauwerkstatt AG gegründet, welche Craft-Biere produzierte. Heute heisst sie Chopfab Boxer AG. Craft-Biere sind etwas nischigere Biere, die mit obergäriger Hefe fermentiert werden und einen handwerklichen Charakter haben – eine genauere Definition, gibt es nicht.
Beide Gründer sind aus einer anderen Branche gekommen, Schönberg aus dem Verlagswesen und Bucher aus dem Marketing. Die Brauerei hatte deswegen von Anfang an ein Konzept gehabt und fand ihre Anfänge nicht wie üblich als Hobby-Brauerei. Ihr Ziel: «Das Bier aus Winterthur zu werden, mit Hauptzielmarkt in der Grossregion Zürich», wie Bucher gegenüber der Handelszeitung sagte. Das gelang. Der Landbote titelte 2014: «Der steile Aufstieg des neuen Platzhirschs» und meinte damit das rasante Wachstum von Chopfab.
Die obergärigen Craft-Biere haben jedoch auch im Rest der Schweiz funktioniert. Schon zwei Jahre nach Gründung standen die Chopfab-Biere in den Regalen von Coop. Die Brauerei verdreifachte ihre Kapazitäten von 5’000 auf 15’000 Hektoliter Bier, hat der Landbote geschrieben. Unterdessen ist das meistverkaufte Bier das milde Lagerbier Draft, das untergäriger Hefe verwendet. In der Schweiz trinken 70 Prozent helles Lagerbier, obergärige Biere hingegen werden nur von 2,34 Prozent getrunken.
2017 kaufte Chopfab die Brauerei Boxer aus Yverdon-les-Bains. Das Unternehmen investierte immer wieder in die Produktionssteigerung – «durch das starke Wachstum, hat sich Chopfab den Kopf finanziell angeschlagen» sagte Bucher gestern. Die Investitionen in die Brauerei seien vor allem mit Fremdkapital getätigt worden. Das wurde der Firma zum Verhängnis, da die Rohstoffpreise nach der Pandemie und wegen Kriegen anstiegen und die Zinsen höher wurden. Vor einem Jahr erdrückte die grosse Schuldenlast das Geschäft. Nur weil die Appenzeller Brauerei Locher die Mehrheit der Aktien kaufte, konnte Chopfab gerettet werden.
Kiino kommt nicht nur aus Winterthur, sondern auch aus der Talentschmiede des ZHAW-Studiengangs Kommunikation. Ihr erster Text im Kulturmagazin Coucou war ein Wurf. Umso schöner, entschied sie sich für ein viermonatiges Praktikum bei WNTI.