Achtung fertig Startup!
Energydrink trifft KI-generierten Lebenscoach. Im Rahmen der Startup Nights in den Eulachhallen gehen «Pitching Competitions» über die Bühne, die an die Castingshow «die Höhle der Löwen» erinnern.
Dieser Anlass hat sich von der kleinen Arbeitsgruppe zum grössten Startup Event der Schweiz gemausert und findet zum neunten Mal statt. Es ist eine zweitägige Zusammenkunft von jungen Unternehmen, Investorinnen, Ideenhaber, Coaches und sogar Gymischüler:innen.
Vor einigen Jahren traf sich ein ZHAW-Alumni mit Kollegen in einer Winterthurer Bar. Es waren Gleichgesinnte, die gerade in einer Geschäftsgründung steckten – unter sich nennen sie sich Entrepreneurs. Immer mehr junge Unternehmende wollten sich austauschen und so wuchs die Gruppe. Als neu gegründeter Enterpreneur Club Winterthur stellte sie 2017 den ersten Event auf die Beine. Ziel waren 400 Teilnehmende, es kamen 800. Heute wirken nebst dem mehr als 60-köpfigen Team rund 70 Speaker:innen mit, darunter bekannte Gesichter wie Fernseh-Löwe Jürg Schwarzenbach oder noii-Gründerin Laura Matter. 1500 Gründer:innen sind vor Ort.
«Vom Event profitieren alle Beteiligten. Es braucht das ganze Ökosystem.»
Alyssia Kugler, Geschäftsführerin ECW
Geschäftsführerin Alyssia Kugler wurde 2023 als erste Mitarbeiterin fest angestellt, 2025 kamen zwei weitere Teilzeitangestellte dazu. Die meisten Mitwirkenden seien Volunteers, also Freiwillige, sagt Kugler. Auch die Speaker würden nicht bezahlt. «Vom Event profitieren alle Beteiligten. Es braucht das ganze Ökosystem. Um die Gründer:innen auf ihrem Weg erfolgreich zu machen, sind Investorinnen, Kunden und Menschen mit Erfahrung wichtig. Der Event ist mega divers», so die Head of Startup Nights. Auch wenn der Event auf jede Zielgruppe ausgelegt sei, würden ihrer Meinung nach aber schon Early Stage Startups am meisten profitieren. Also die Firmen, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden, vor oder am Anfang ihres Markteintritts.
18 solcher Newcomer werden morgen und übermorgen ihre Startups in einem Zwei-Minuten-Slot vor dem Publikum und einer fünfköpfigen Jury vorstellen, 150 sind im Ausstellungsbereich zu sehen. Die Jury stellt Fragen, gibt Feedback und vergibt bei diesen «Pitching Contests» ein Preisgeld. Im Finale haben die Gewinnenden die Möglichkeit, einen zweiten Preis abzuräumen, dieser wird vom Publikum vergeben. Auch die Abschlussklassen des Winterthurer Gymnasiums Büelrain dürfen einen Preis verleihen, den «Youth Prize». Sie beurteilen in Gruppen, welches Impact Tech Startup die 5000 Franken nach Hause nimmt. So werden Technologieunternehmen genannt, welche soziale, ökologische oder gesellschaftliche Probleme mithilfe von Technologie lösen möchten.
Mit dabei ist das Winterthurer Medizintechnik-Unternehmen Reliyoo AG. Es entwickelt Sitzlösungen zur Prävention von Dekubitus, in der Umgangssprache Druckstellen, für Menschen im Rollstuhl. Am Event präsentieren sie ein smartes Entlastungskissen, das den Druck automatisiert vom Gesäss wegnimmt, ihn überwacht und so Druckstellen entgegenwirkt. Das Startup mit neun Mitarbeitenden wurde 2023 gegründet. Ergotherapeut und Maschinenbauingenieur Uwe Schonhardt arbeitet seit acht Jahren an dem Entlastungskissen. Das Produkt in dieser Ausführung ist drei Jahre jung. «Andere Anti-Dekubitus-Sitzkissen bieten oft nicht die nötige Entlastung, um Rollstuhlfahrende ausreichend vor Komplikationen und Einschränkungen zu schützen. Passive Sitzkissen erfordern regelmässiges, aktives Entlasten – eine Anforderung, die im Alltag häufig nicht umsetzbar ist», so Marcel Kalberer von Reliyoo. Das Team sei bereits zum dritten Mal in der Eulachhalle. «Als Winterthurer Medizintechnik-Unternehmen ist es ein Muss, sich hier mit all diesen innovativen Köpfen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen!»
Auch Borobotics kommt aus Winterthur. Das Zwölfergespann, grösstenteils aus Ingenieuren, baut Geothermiebohrer für den Einsatz in innerstädtischen Gebieten. Ihr Vorzeigeprodukt «Grabowski» bohrt auf engstem Raum mit geringen Lärm- und CO2-Emissionen. Die Gründer sind Hans-Jörg Dennig (49), Dozent an der ZHAW für Maschinenbau, Philipp Ganz (41) Maschinenbauingenieur und Moritz Pill (31). Als Ableger der ZHAW wollen sie Geothermie zugänglicher und kostengünstiger machen und somit an den Massenmarkt bringen. «Momentan befinden wir uns in der Entwicklungsphase und machen Bohrtests mit unserem zweiten Prototypen», so Pill. Die Idee ist bereits acht Jahre alt, die Gründung folgte im Juli 2023. Zu den Startup Nights sagt Pill: «Sehen und gesehen werden ist immer wichtig. Man weiss nie, wen man trifft!»
Jonglieren kann Maria eigentlich nicht. Wir finden aber schon. Denn sie schreibt für WNTI, organisiert den Alltag ihrer drei Söhne und musiziert. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie beim Mamablog des Tages-Anzeigers und als freie Texterin. Heute findet sie ihre Geschichten in all den Menschen, die sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Stadt wohnt, kennen und schätzen gelernt hat.